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Österreich in der Welt

Norbert Bischofberger




Österreich sollte elitärer sein – zumindest bei den Universitäten. Das sagt Norbert Bischofberger, CEO und Präsident des biopharmazeutischen Unternehmens Kronos Bio mit Sitz in San Mateo, Kalifornien.

Der Biochemiker stammt aus Mellau in Vorarlberg, studierte Chemie an der Universität Innsbruck und schrieb seine Doktorarbeit in Organischer Chemie an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich. Sein Postdoktorat absolvierte Bischofberger bei Syntex in Palo Alto, Kalifornien und an der Harvard University in Cambridge, Massachusetts. Anschließend startete er seine Karriere beim Biotechnologie-Unternehmen Genentech in San Francisco, bevor er zum biopharmazeutischen Unternehmen Gilead wechselte.

Als Leiter für Forschung und Entwicklung führte er Gilead von weniger als 50 Mitarbeiter:innen zu einem der größten Pharmaunternehmen der Welt mit rund 10.000 Beschäftigten in 35 Ländern. Bischofberger entwickelte dort Mittel gegen virale Infekte, etwa Tamiflu gegen Grippe, Einzeltabletten-Therapien gegen HIV sowie neue Therapien gegen Hepatitis C. Nach 28 Jahren verließ Bischofberger Gilead im Jahr 2018, um sich bei Kronos Bio seither der Hämatologie und Onkologie zu widmen.

Österreich habe zwar ein gutes Bildungssystem, es müsse aber elitärer werden, so Bischofberger. Neben den „normalen“ Hochschulen brauche es auch eine Eliteuniversität für jene Studierende, die sich von der Menge abheben. Zudem fehle in Österreich ein einfacher Zugang zum Kapitalmarkt und zur Finanzierung bei Firmengründungen. Hundertausende Euro aufzutreiben sei in Österreich zwar über diverse Kanäle leicht möglich, Millionenbeträge hingegen nicht. Das sei in den USA ganz anders. Ebenso sei die Einstellung der Menschen, besonders in Kalifornien, wo Bischofberger seit den 1980er Jahren lebt, eine positivere und optimistischere als in Österreich. Das zeige sich etwa im weit verbreiteten Willen, Risiken einzugehen und mögliches Scheitern wohlwollend in Kauf zu nehmen, oder im Glauben an eine bessere Zukunft durch Technologie.

Österreich könne von den USA lernen, unterschiedlichste Meinungen und Stimmen zuzulassen, das Eingehen von Risiken zu fördern und Scheitern als etwas Positives zu betrachten.