3 Gründe, warum das Leben noch länger teuer bleiben wird
Eine Beschwerde hält Österreich in Atem: Es wird alles immer teurer. Die dauerhaft hohe Inflation stellt viele Menschen vor Probleme, und das mittlerweile seit über einem Jahr. Zeit, dass es endlich wieder normal wird, fordert man da zu Recht. Aber die unangenehme Wahrheit ist: Momentan sieht es nicht so aus, als würde das wirtschaftliche Leben wieder so wie früher. Zumindest nicht so schnell.
Woher kommt die Teuerung eigentlich? Einerseits dadurch, dass entscheidende Preistreiber gerade international teurer werden. Fossile Brennstoffe werden nicht nur durch die CO2-Steuer teurer, die einen Anreiz schaffen soll, auf erneuerbare Energie umzusteigen, sondern auch durch unsere Abhängigkeit von russischem Gas, an der jahrzehntelang nichts geändert wurde.
Aber dazu kommt noch, dass viele der Maßnahmen, mit denen die Inflation abgefedert werden soll – Boni, Hilfszahlungen und Zuschüsse – wiederum dafür sorgen, dass sich daran nichts ändern wird.
1. Die Notwendigkeit gezielter Hilfen
Der klassische Ansatz in einer Angebotskrise wäre, die Nachfrage zu reduzieren. Das ist einfache Marktlogik: Wenn Dinge teurer werden, aber weiterhin gleich nachgefragt werden wie vorher, werden sie auch nicht billiger. Erst wenn als Reaktion auf die hohen Preise weniger Menschen Produkte kaufen oder Dienstleistungen beziehen, sinken die Preise wieder. So weit die Theorie.
In der Praxis ist das aber die Variante, die mit den höchsten Kosten verbunden ist: Wenn wir jetzt darauf setzen, „die Marktsignale wirken zu lassen“, stehen viele Menschen an der Schwelle zur Armut. Die Güter, die dann „einfach nicht mehr nachgefragt werden“, sind in der Praxis die hohen Mietkosten und Energie – also das, worauf niemand verzichten kann.
Es ist also sinnvoll, jenen zu helfen, die sich das Leben wirklich nicht mehr leisten können. De facto fallen aber viele Maßnahmen, die eigentlich helfen sollen, in die Kategorie „Gießkanne“: Jeder bekommt etwas, unabhängig davon, ob er es braucht oder nicht. Dadurch haben auch jene Menschen mehr Geld, die sich das Leben immer noch relativ ungestört leisten können. Sie geben es aus, treiben die Nachfrage an, und die Inflation bleibt weiter hoch.
2. Das Förder-Dilemma
Die vielen Milliarden, die in den letzten Jahren in Hilfszahlungen investiert wurden, haben also einen unerwünschten Nebeneffekt: Sie halten die Inflation hoch. In anderen Staaten, die nicht nur weniger, sondern vor allem treffsicherer geholfen haben, ist die Inflation niedriger – auch wenn man aus Fairnessgründen festhalten muss, dass die Teuerung auch international immer noch hoch ist.
Aber das ist nicht die einzige Nebenwirkung. Es gibt in der Wirtschaftspolitik auch sogenannte Substitutionseffekte. Wenn der Staat z.B. die Energiehilfen oder Pendlerpauschale erhöht, konterkariert das die Lösung des eigentlichen Problems: mit erneuerbaren Energien unabhängiger von fossilen Brennstoffen zu werden. Das würde langfristig auf mehreren Ebenen helfen: Eine beschleunigte Energiewende sorgt nicht nur dafür, nicht mehr hohe Preise an Russland zu zahlen, sondern auch dafür, weniger teure Strafzahlungen zu leisten, wenn Österreich die Klimaziele verpasst. Mal abgesehen davon, dass die Folgen des Nichtstuns in der Klimakrise höher sind als die der Energiewende.
Das führt zu einem Dilemma: Eigentlich müssten wir alles dafür tun, so schnell und so viel wie möglich in die Energiewende zu investieren. Gleichzeitig sorgt die Tatsache, dass die Republik genau das so lange unterlassen hat, für höhere Preise und die Notwendigkeit von Hilfszahlungen, die genau diesen Prozess verlangsamen können. Wir fördern das Pendeln in Verbrennern, weil wir uns nicht leisten können, es nicht zu tun – hätten wir schon vor Jahrzehnten damit aufgehört, wäre es heute vielleicht kein Problem mehr.
3. Das Damoklesschwert der Pensionen
Und als wäre das alles noch nicht genug, kommt noch ein Faktor dazu, der politische Lösungsansätze erschwert: das Pensionsloch. Jahr für Jahr fließt mehr Geld aus dem Bundesbudget als Zuschuss ins Pensionssystem, weil die Einzahlungen schon lange nicht mehr ausreichen, um die Auszahlungen zu finanzieren. 2060 werden die Pensionen 14,5 Prozent des BIP ausmachen.
Das macht Investitionen in all die Bereiche, die man jetzt dringend bräuchte, umso schwieriger. Was Österreich bräuchte, um langfristig erfolgreich zu sein, sind Reformen in den Bereichen Bildung, Rechtsstaat und Klimaschutz. Kurzfristig wichtiger sind aber Hilfszahlungen – an Menschen und Unternehmen, die sonst vor dem Nichts stehen. Das wiederum sorgt dafür, dass wir uns eine Pensionsreform gerade nicht leisten können, wodurch die Pensionen langfristig mehr Geld verschlingen werden. Der Finanzminister und seine nächsten paar Nachfolger:innen werden alle Hände voll damit zu tun haben, mit diesem Dilemma umzugehen.
Nimmt man all diese Faktoren zusammen, landet man bei einem ernüchternden Fazit: Es wird noch lange dauern, bis das Leben endlich wieder „leistbar“ wird. Die Schieflage im Pensionssystem, zusammen mit multiplen Krisen und Zeitdruck in der Bekämpfung des Klimawandels ergeben eine furchtbare Mischung für unsere Geldtaschen. Früher oder später werden wir die Rechnung, die uns die Untätigkeit in der Vergangenheit beschert hat, auch bezahlen müssen.