Der Freiheitsindex zeigt nach unten
Eine neue Studie zeigt, wie schlecht es um das Freiheitsgefühl in Österreich steht. Nicht nur durch die Corona-Pandemie, sondern auch durch die Teuerung und das erschütterte Vertrauen in die Politik sind viele Menschen pessimistisch. Ein Trend, der auch in der Mitte ankommt.
Die Pandemie war keine gute Zeit für die Freiheit. Nicht nur die Lockdowns, sondern auch zahlreiche andere Beschränkungen und das gesundheitliche Risiko bei Freizeitaktivitäten haben dafür gesorgt, dass sich viele Menschen weniger frei gefühlt haben als zuvor.
Jetzt würde man meinen, die Pandemie ist vorbei, das Freiheitsgefühl sollte also wieder steigen. Doch auch die Folgekrisen, vor allem die Teuerung durch den russischen Angriff auf die Ukraine, sorgen dafür, dass sich dieser Trend fortsetzt. Das zeigen die Ergebnisse einer aktuellen Studie.
Mit dem Freiheitsindex untersuchen SORA und das NEOS Lab jedes Jahr diverse Einblicke rund um die Freiheit. In den letzten Jahren beschäftigt er sich stark mit der Frage, wie es Österreich in Zeiten multipler Krisen geht. Dafür wird mit einem standardisierten Fragebogen gearbeitet, der von einem repräsentativen Publikum beantwortet wird.
Befragt wurden 2.164 Menschen zwischen 7. September und 21. Oktober 2022. Die Befragungen wurden telefonisch und online durchgeführt, wobei die Stichprobe einer vorab nach Gemeindegröße geschichteten Zufallsauswahl entsprach, um repräsentative Ergebnisse zu erzielen. Im Anschluss an die Erhebung wurden die Daten einer Qualitätsprüfung unterzogen, und um repräsentative Ergebnisse zu erzielen, wurden die Daten nach den Kriterien Geschlecht, Alter, Bildung, Erwerbsstatus und dem Urbanisierungsgrad gewichtet.
Die Ergebnisse zeigen: Mehr als drei Viertel aller Bürger:innen müssen zurückschrauben, nur 17 Prozent geben noch an, sich durch die Teuerung „gar nicht“ einschränken zu müssen. 27 Prozent geben an, sogar „sehr stark“ sparen zu müssen.
Das führt auch dazu, dass sich viele noch weniger ansparen können als zuvor: Quer durch die Bevölkerung gibt ein großer Teil der Befragten an, weniger zur Seite legen zu können als früher.
Wer sich jetzt wundert, was diese Einteilung in Drittel bedeutet: Um aussagekräftige Ergebnisse zu ermöglichen, wird in Sozialwissenschaften oft mit einer Einteilung in „ökonomische Drittel“ gearbeitet. Damit kann z.B. erhoben werden, ob die Teuerung „nur“ die geringer Verdienenden betrifft oder nicht. Der Freiheitsindex zeigt: Die Krisen sind längst in der Mitte angekommen. 43 Prozent des mittleren ökonomischen Drittels geben an, dass sich das eigene Leben im Lauf der Pandemie verschlechtert hat. Nur im oberen Drittel ist die Lage noch relativ stabil: Dort geben 68 Prozent an, dass ihr Leben zumindest gleich geblieben ist.
Ein Trend, der sich nicht nur in der Frage nach der Lebensqualität zeigt. Auch wenn man die Befragten darauf anspricht, ob sich ihre finanzielle Situation verbessert oder verschlechtert hat, steigen die negativen Antworten in allen Bereichen. Ganze 73 Prozent des untersten ökonomischen Drittels geben demnach an, dass es finanziell schwieriger geworden ist – und diese Zahlen steigen, auch im Vergleich zu 2020 und 2021.
Der Freiheitsindex fragt auch ab, wo die Teuerung besonders spürbar ist. Die Antworten sind wenig überraschend: Gestiegene Lebensmittelpreise sind besonders stark spürbar, gefolgt von Tank-, Energie- und Heizkosten. Relativ wenig betroffen sind die Kosten für Wohnen – die allerdings auch vor der Pandemie schon hoch waren – und für Urlaube.
Diese Entwicklungen trüben auch den Ausblick auf die Zukunft. Ein Drittel der Befragten glaubt, sich 2023 noch stärker einschränken zu müssen – im unteren ökonomischen Drittel sind es sogar 60 Prozent. Und auch im oberen Drittel glauben nur noch 24 Prozent, dass dieser Fall „gar nicht“ eintreten werde.
Insgesamt zeichnet die Studie ein düsteres Bild. Nicht nur das Vertrauen in die Politik, sondern auch die Lebensqualität der Menschen sinkt – und Schwierigkeiten, finanziell auszukommen, werden immer häufiger. Der Freiheitsindex ändert daran nichts, ist aber eine wichtige Diskussionsgrundlage, wenn man über politische Reformen und Schwerpunktsetzungen spricht. Denn wer ihn studiert, weiß: Es gibt dringenden Handlungsbedarf.