Der Siegeszug der Erneuerbaren
Die Klimakrise macht den Ausbau erneuerbarer Energien immer dringender. Ein Bericht der IEA gibt jetzt Anlass zum Optimismus: Schon 2025 werden Erneuerbare laut Prognose die wichtigsten Quellen der Stromerzeugung werden.
Die Internationale Energieagentur, kurz IEA, ist die Institution, wenn es um globale Energiepolitik geht. Über sie kooperieren die Staaten der Welt, was Forschung und Entwicklung angeht, aber sie verfügt auch über strategische Ölreserven, mit denen sie in den Ölmarkt eingreifen kann.
Das führt zu einer interessanten Rolle, die sie im Klimaschutz spielt. Denn auch, wenn die IEA selbst auf Öl sitzt, warnt sie schon lang, dass die Welt endlich ihre Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen reduzieren, ja sogar ganz auf null herunterfahren muss. Und in genau dieser Sache veröffentlicht die Agentur vor kurzem erstmals positive Neuigkeiten: Laut ihren Prognosen wird schon 2027 der Punkt erreicht, an dem Solarenergie allein die Kohle überholt.
Erneuerbare auf dem Weg zur meistgenutzten Energieform
Laut Prognose der IEA werden erneuerbare Energien bis Anfang 2025 die größte Quelle der weltweiten Stromerzeugung sein – und damit auch die Kohle überholen, die in den letzten Jahren wieder vermehrt genutzt wurde. Der Anteil der erneuerbaren Energien im Strommix soll in diesem Zeitraum um 10 Prozentpunkte steigen und 2027 schon 38 Prozent des Gesamtverbrauchs erreichen.
Eine weitere gute Nachricht für das Klima: Erneuerbare Energien sind laut IEA die einzige Stromerzeugungsquelle, deren Anteil wachsen wird. Kohle, Erdgas, Öl, aber auch Strom aus Atomkraft werden demnach zurückgehen, während sich Strom aus Wind- und Solarenergie in den nächsten fünf Jahren mehr als verdoppeln wird. 2027 werden allein diese beiden Formen der Stromerzeugung für 20 Prozent des weltweiten Verbrauchs sorgen.
Ukraine-Krieg als Anlass
Was die IEA in ihrem Bericht ebenfalls zeigt: Gerade in Europa wird sich die Förderung erneuerbarer Energien zwischen 2022 und 2027 verdoppeln. Der Grund dafür ist neben der Dringlichkeit durch die Klimakrise auch, dass die Staaten der Europäischen Union ihre Abhängigkeit von Russland reduzieren wollen. Der im Mai 2022 beschlossene REPowerEU-Plan der Europäischen Kommission schlägt vor, die Abhängigkeit der EU von russischen fossilen Brennstoffen bis 2027 zu beenden. Viele europäische Länder haben Pläne in diese Richtung bereits umgesetzt oder zumindest beschlossen – und damit das prognostizierte Wachstum für erneuerbare Energien nach oben korrigiert.
Die deutsche Ampel-Regierung hat ihre Ziele für Strom aus erneuerbaren Energien z.B. deutlich erhöht und Maßnahmen gesetzt, was die Vergütung für dezentrale PV-Anlagen angeht. Gleichzeitig arbeitet Deutschland daran, Genehmigungen für erneuerbare Energien deutlich zu beschleunigen. Ein Ziel, das auch Spanien verfolgt – die Verfahren für PV- und Windkraftanlagen sollen gestrafft werden, der Netzausbau soll schneller gehen. Beide Staaten werden im IEA-Bericht als Beispiele angeführt, die durch den Ukraine-Krieg an Fahrt aufgenommen haben.
Es könnte noch viel schneller gehen
Neben den Prognosen der IEA, die sich auf das sogenannte Main Scenario, also den wahrscheinlichsten Fall beziehen, wird auch ein besseres Szenario berechnet. Wenn die Länder Herausforderungen im Klimaschutz angehen, könnte die weltweite Kapazität der erneuerbaren Energien um fast 3.000 Gigawatt steigen. Dieser schnellere Anstieg würde beim Erreichen der Klimaziele helfen und den Pfad zur Klimaneutralität um einiges beschleunigen – die Staaten würden sich also nicht nur Schäden durch die Klimakrise, sondern auch einiges an späteren Kosten für den Umbau sparen.
Die Bedingung für dieses Szenario ist freilich, dass die Staaten der Welt ihre Hausaufgaben machen. Das bedeutet politische Reformen im Bereich Klimaschutz, aber auch beschleunigte Verfahren und bessere Regulierung und Finanzierungsmöglichkeiten für erneuerbare Energien. Angesichts politischer Schwierigkeiten ist davon nicht fix auszugehen – aber es ist ein Best-Case-Szenario, das Hoffnung gibt.
Grund für Optimismus
Die Prognose der IEA bezieht sich auf aktuelle Trends und auf die Erwartung, dass Klimaschutz immer drängender wird – immerhin gibt es durch die Folgen der Klimakrise immer wichtigere Gründe zu reagieren. Der Weg aus der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen wird lange und teuer, gerade für Staaten, die sich strukturell von ihnen abhängig gemacht haben.
All das könnte eher pessimistisch stimmen. Aber in diesem Punkt bietet der Bericht der IEA trotz aller Herausforderungen Anlass zum Optimismus. Denn er zeigt: Das Zeitalter der erneuerbaren Energien ist nicht mehr aufzuhalten.