Lösungsansätze für die pensionsbedingte Budgetkrise
Österreich schlittert zunehmend in eine pensionsbedingte Budgetkrise. Zuletzt haben das die Pensionslangfristprognose im Bundesrechnungsabschluss, die Pensionsmittelfristprognose der Alterssicherungskommission und der Bundesfinanzrahmen sehr deutlich gezeigt. So steigt laut BMF allein bis 2026 der Budgetanteil für Pensionszuschüsse von einem Viertel auf knapp ein Drittel, während der Anteil für Zukunftsausgaben wie Bildung und Klimaschutz weiterhin bei bloß einem Fünftel verharrt.
Christoph Badelt, der Chef des Fiskalrates, hat deswegen empfohlen, das faktische und das gesetzliche Pensionsantrittsalter zu erhöhen. Er findet es „eigentlich verrückt, dass wir nur so kurz arbeiten, im Verhältnis zu unserer Lebenserwartung“, wie er in der ZIB 2 am 30. November 2022 sagte.
Die Empfehlung: Ein höheres Antrittsalter
Genau in dieser Empfehlung für ein höheres Pensionsantrittsalter steckt massives Potenzial, um die Budgetkrise zu entschärfen.
Zum einen erhöht ein Jahr länger arbeiten die Pension um 7 bis 8 Prozent bzw. bis zu 200 Euro netto, was auch die Altersarmut reduziert – ein positiver Aspekt des späteren Pensionsantritts, der in der Pensionsdiskussion viel zu wenig berücksichtigt wird. Zum anderen entlastet das höhere Pensionsantrittsalter das Budget massiv, weil es die Pensionszuschüsse spürbar reduziert. Ein um ein Jahr höheres Pensionsantrittsalter würde mindestens 2,8 Milliarden Euro pro Jahr einsparen.
Würde man in Österreich also bereits jetzt das faktische Pensionsantrittsalter der Schweden (65 Jahre) oder der Schweizer (66 Jahre) erreichen, würden sich somit nicht nur die Pensionen im Schnitt um über 30 Prozent erhöhen, sondern auch enorme Budgetspielräume von 11 bis 14 Milliarden Euro eröffnen. Geld, das man für Abgabensenkungen oder für Investitionen in Zukunftsbereiche wie Bildung nutzen könnte.
Wie sich bereits kleine Änderungen beim Antrittsalter auf die Pensionszuschüsse auswirken
Im Rahmen einer parlamentarischen Anfrage und der Budgetanfragen hat NEOS das Sozialministerium zudem berechnen lassen, wie stark sich bereits kleine Änderungen beim faktischen Pensionsantrittsalter auf die Pensionszuschüsse (ohne Beamtenpensionen) auswirken würden. Hintergrund der Anfragen war, dass sich die Bundesregierung bei den Budgetwirkungszielen bezüglich der Erhöhung des faktischen Pensionsantrittsalters ein nur sehr wenig ambitioniertes Ziel gesetzt hat, nämlich lediglich eine minimale Erhöhung von aktuell 61 Jahren auf 62 bis 2030.
Was länger arbeiten bringen würde
Die Infografik zeigt: Den Zuschuss ins Budget, den es für die Pensionen braucht, könnte man mit mehreren Maßnahmen stark verringern. Gehen wir diese Punkt für Punkt durch.
Szenario A: Ersparnis, wenn das faktische Pensionsantrittsalter von 2022 bis 2026 ein Jahr höher als im Budget geplant wäre.
Ersparnis: Hier könnte man bereits 2022 2,8 Milliarden Euro sparen. Für den Zeitraum 2022 bis 2026 wären es insgesamt 15,3 Milliarden Euro. Damit würden sich die Pensionszuschüsse zwischen 2022 und 2026 von 77,7 auf 62,3 Milliarden Euro reduzieren.
Szenario B: Ersparnis, wenn Frauen jetzt schon das faktische Pensionsantrittsalter der Männer erreichen würden – 61 statt 59.
Ersparnis: Dann würden sich die Pensionszuschüsse um 1,65 Milliarden Euro pro Jahr reduzieren. Das sind knapp 9,1 Milliarden Euro im Zeitraum 2022 bis 2026. Die Pensionszuschüsse würden sich zwischen 2022 und 2026 damit von 77,7 auf 68,6 Milliarden Euro reduzieren.
Szenario C: Ersparnis, wenn das faktische Pensionsantrittsalter schon bis 2026 (statt 2030) schrittweise auf 62 Jahre steigen würde.
Ersparnis: Dann würde sich bis 2026 die jährliche Einsparung schrittweise auf 1,2 Milliarden Euro erhöhen. Das entspricht insgesamt 3 Milliarden Euro von 2022 bis 2026. Damit könnten die Pensionszuschüsse zwischen 2022 und 2026 von 77,7 auf 74,7 Milliarden Euro reduziert werden.
Szenario D: Ersparnis, wenn das faktische Pensionsantrittsalter bis 2026 schrittweise auf 63 Jahre (statt 62 bis 2030) steigen würde.
Ersparnis: Dann würde sich die jährliche Einsparung bis 2026 schrittweise auf 3,6 Milliarden Euro erhöhen. Das entspricht insgesamt 9 Milliarden Euro von 2022 bis 2026. Die Pensionszuschüsse würden sich zwischen 2022 und 2026 damit von 77,7 auf 68,7 Milliarden Euro reduzieren.
Zusammengefasst würden sich je nach Szenario für ein höheres Pensionsantrittsalter die Pensionszuschüsse in die Pensionsversicherung (ohne Beamtenpensionen) zwischen 2022 und 2026 von den geplanten 77,7 Milliarden Euro auf 62,3 bis 74,7 Milliarden Euro reduzieren. Das entspricht einem Einsparungsvolumen von 3,0 bis 15,3 Milliarden Euro.
Die Bundesregierung hat jedoch bisher keine konkreten Maßnahmen für eine schnellere Anhebung des faktischen Pensionsantrittsalters vorgestellt, um dieses Einsparungspotenzial zu heben und die pensionsbedingte Budgetkrise zu entschärfen.