Österreichs Westen, zeig mir deine Windräder!
Österreich muss raus aus den fossilen Brennstoffen. Das ist keine kontroverse Meinung, sondern ein politisches Ziel, zu dem sich die Republik mit dem Pariser Klimaabkommen bekannt hat. Dieses schreibt fest, dass wir unsere CO2-Emissionen bis 2030 um 36 Prozent senken, verglichen wird mit dem Jahr 2005.
Die Antwort darauf, die man in der Regel mit „Energiewende“ abkürzt, besteht aus erneuerbaren Energien, z.B. aus Wasser, Sonne und Wind. Gerade die Windkraft scheint in manchen Bundesländern aber weniger gut anzukommen als im Rest des Landes.
Was für Windkraft spricht
Energie, die über Windräder erzeugt wird, ist kein fossiler Brennstoff, sondern erneuerbar. Das heißt, es werden keine CO2-Emissionen ausgestoßen, da wir mit Windrädern nur den „Rohstoff“ nutzen, der ohnehin in der Natur vorhanden ist. Ein Windrad erzeugt genug Energie, um 2.000 bis 4.000 Haushalte ein ganzes Jahr mit Strom zu versorgen.
Dazu ist Windkraft auch ein Standortfaktor. Nicht nur, dass heimische erneuerbare Energien unsere Abhängigkeit von Importen reduzieren, z.B. vom russischen Gas – sie sorgen auch für die Wertschöpfung im Land. Laut Auskunft der Website windfakten.at, die von der Interessengemeinschaft Windkraft betrieben wird:
Rund 180 österreichische Unternehmen sind Lieferanten oder Dienstleister am weltweiten Windenergiemarkt. Sie sorgen mit Umsätzen von rund 400 Millionen Euro für eine äußerst positive Handelsbilanz Österreichs.
Zusammengefasst sind Windräder eine erneuerbare Energie, die Österreich dabei helfen kann, die Energie- und Klimakrise zu meistern. Zwei Fliegen mit einer Klappe quasi.
Im Westen steht kein einziges Windrad
Warum ruft das Bundesministerium für Klimaschutz also nicht einfach eine Windkraft-Offensive aus, um das Problem zu lösen? Weil es für diesen Bau die Länder braucht. Und da zeigen sich deutliche regionale Unterschiede: In Salzburg, Tirol und Vorarlberg steht kein einziges Windrad. Und das, obwohl es auch im Westen Österreichs geeignete Gebiete dafür gäbe.
Für den Ausbau braucht es aber auch den politischen Willen der Landespolitik. Dass sich das auch umkehren kann, zeigt das Beispiel Oberösterreich: Hier wurde zwar der erste Windpark Österreichs errichtet, mittlerweile wird die Windkraft aber kaum ausgebaut.
Das NIMBY-Argument
Viele schieben das Problem auf Bürgerinitiativen. Und es stimmt, dass viele zwar grundsätzlich die Energiewende befürworten, aber beim Bau in der eigenen Gegend zu NIMBYs werden – „Not In My Backyard!“
Das ist aber ein vorgeschobenes Argument. Mit Beschwerden bei der Lokalpolitik kämpft man im Rest Österreichs auch, und auch dort stehen Windräder. Man darf zumindest hinterfragen, ob der Unmut mancher Anrainer:innen nicht manchmal auch eine willkommene Ausrede ist. „Man kann ja nicht über die Leute drüberfahren“ klingt auch um einiges verständlicher als „Ich mag Windräder einfach nicht“.
Außerdem gibt es zur Einbindung der Bevölkerung bereits die Umweltverträglichkeitsprüfung, die bei größeren Projekten in der Regel ohnehin vorgeschrieben ist. Dabei wird z.B. auf das Landschaftsbild und den „Erholungswert der Landschaft“ Rücksicht genommen. Das Problem ist nicht, dass es diese Verfahren gibt – aber dass sie oft sehr lange dauern, obwohl wir erneuerbare Energien sehr schnell brauchen. Bis zu acht Jahre dauern diese Verfahren momentan.
Es braucht ein Umdenken im Westen
Diese Argumente bedeuten nicht, dass Windräder die einzige Waffe sind, die Österreich im Kampf gegen die Klimakrise bleibt. Wasserkraft ist in Österreich ohnehin beliebt, Solarkraft wird in Form der Photovoltaik-Anlage auf dem Dach ebenfalls immer beliebter. Es braucht einen Energiemix aus Erneuerbaren, zusammen mit einem ambitionierten Netzausbau, der auch von beschleunigten Verfahren profitieren würde. Windkraft ist nicht die einzige Lösung aus der Energiekrise, aber ein Teil davon.
Schon jetzt werden mit Windrädern 3,9 Milliarden Tonnen CO2 im Jahr eingespart. Wenn die Republik ihre Klimaziele erreichen und den Klimawandel auf ein einigermaßen erträgliches Ausmaß beschränken will, braucht es dafür einen schnelleren Prozess – und ein Umdenken der Landesregierungen im Westen.