Russische Spionage mitten in Wien
Mitten in Wien, auf dem Dach der russischen UN-Botschaft, befindet sich Europas größte Satelliten-Spionagestation: Ein Dutzend Antennen zapft westliche Kommunikationssatelliten an. In anderen EU-Staaten wurde das technische Personal ähnlicher Anlagen bereits des Landes verwiesen, die Anlagen selbst stillgelegt. Nicht so in Wien. Aber warum?
Die Anlage ist nicht nur ein technisches Meisterwerk, sondern auch ein politisches Symbol. Sie spiegelt die Rolle Wiens als globaler Spionage-Drehpunkt wider, eine Position, die Österreich seit Jahrzehnten innehat. Russland profitiert dabei von Österreichs „Neutralität“ – und laschen Gesetzen. Denn Spionage ist erlaubt, solange sie sich nicht „gegen Österreich“ richtet, erklärt Investigativjournalist Erich Moechel im Interview mit MATERIE. Internationale Organisationen wie die UNO und die OSZE machen die Stadt zudem attraktiv. Gleichzeitig dient Wien als Drehscheibe für russische Spione – ein Viertel aller russischen Agent:innen weltweit soll hier stationiert sein.
In einer Zeit, in der Russland einen Angriffskrieg in Europa führt und westliche Demokratien destabilisiert, wirkt Wiens Passivität wie ein Anachronismus. Die politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen müssen überdacht werden – nicht nur im Interesse Österreichs, sondern auch im Interesse seiner internationalen Partner:innen.
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