Trollfabriken und Hacking: Wie Russland die US-Wahl manipuliert
Russland fuhr in den letzten US-Präsidentschaftswahlen 2016 und 2020 große Desinformations- und Hackingkampagnen. Eine Kampagne, um die Spaltung des Landes zu verstärken und das Vertrauen in die liberale Demokratie zu schwächen.
Das Regime unter Wladimir Putin ist dafür bekannt, im Kontext des Ukraine-Kriegs umfassende Desinformationskampagnen zu fahren. Diese dienen dazu, die öffentliche Meinung im eigenen Land zu manipulieren und die Bevölkerung auf den Kurs der Regierung einzuschwören. Doch die Propaganda beschränkt sich nicht nur auf Russland selbst. Sie richtet sich gezielt auch an den Westen, um dort die Unterstützung für die Ukraine zu schwächen und die westlichen Gesellschaften zu spalten.
Auch in der Vergangenheit hat der Kreml Desinformationskampagnen eingesetzt, um seine Interessen im Ausland durchzusetzen. So wurden beispielsweise im Rahmen der US-Präsidentschaftswahl 2016 nicht nur Social-Media-Kampagnen gefahren, sondern auch Hackingangriffe gegen die Demokratische Partei und deren Kandidat:innen durchgeführt.
Desinformation durch Trollfabriken
Beim Begriff Trollfabrik denken manche vielleicht an Szenen aus dem Film „Trolls“, doch lustig ist diese Fabrik keineswegs. Bei Trollfabriken handelt es sich um Organisationen, die im Auftrag des russischen Staats die öffentliche Meinung manipulieren. Sie verbreiten gezielt Falschinformationen, Propaganda und Hass über soziale Medien, um die Gemüter der Bevölkerung zu erhitzen und die russische Regierung zu unterstützen. Im Kontext zur US-Wahl wurden hier in der Vergangenheit ausschließlich die Kandidat:innen der Republikanischen Partei gestärkt, also Donald Trump.
Die Mitarbeiter:innen erstellen gefälschte Profile und geben sich als normale Nutzer:innen aus, um ihre Botschaften zu verbreiten und Personen oder Organisationen zu diskreditieren. Ein bekanntes Beispiel ist die Internet Research Agency (IRA), auch Glavset genannt. Trollfabriken zielen darauf ab, die Glaubwürdigkeit westlicher Medien zu untergraben, gesellschaftliche Konflikte zu schüren und Wahlen zu beeinflussen.
Ihr Ziel ist der Vertrauensverlust in die westlichen und unabhängigen Medien. Im US-Wahlkampf wurde so versucht, die republikanische Partei zu stärken.
Beispiel für russische Desinformation auf Social Media
Hackingangriffe auf die Demokratie
Obwohl es bisher keine erfolgreichen Cyberangriffe gab, die die Wahlergebnisse in den USA nachhaltig beeinflusst haben, wurden in den vergangenen Jahren zahlreiche Versuche unternommen, in den politischen Prozess einzugreifen. Ein bemerkenswerter Vorfall ereignete sich im Jahr 2016, als russische Hacker:innen versuchten, die Wählerdatenbanken in 21 Bundesstaaten zu kompromittieren. Ihr Ziel war es, an die sensiblen Informationen des Wählerverzeichnisses zu gelangen. Obwohl es ihnen gelang, in diese Datenbanken einzudringen, nahmen sie keine Änderungen an den Daten vor, was darauf hindeutet, dass ihre Absichten möglicherweise destruktiver Natur waren, ohne jedoch die Wahlergebnisse direkt zu manipulieren.
Parallel dazu versuchten Hacker:innen, die mit dem russischen Militärgeheimdienst GRU in Verbindung standen, einen weiteren weitreichenden Angriff auf das Democratic National Committee (DNC). Sie infiltrierten dessen Netzwerk und entwendeten Tausende von E-Mails, die vertrauliche Informationen und interne Diskussionen enthielten. Diese E-Mails wurden später über die Plattform WikiLeaks veröffentlicht und sorgten für erhebliche Kontroversen. Sie enthüllten nicht nur strategische Überlegungen der Demokratischen Partei, sondern auch interne Konflikte, die insbesondere die Nominierung von Hillary Clinton betrafen.
Die Veröffentlichung dieser E-Mails hatte weitreichende Folgen und wurde von vielen als Desinformationskampagne wahrgenommen, die darauf abzielte, das Vertrauen in die Demokratische Partei zu untergraben und die Wähler:innenschaft zu spalten. Ähnliche Angriffe richteten sich auch gegen die E-Mail-Konten hochrangiger Mitglieder von Hillary Clintons Team. Auch diese Korrespondenz wurde veröffentlicht und trug erheblich zur Schwächung ihrer Kampagne bei.
Infolge dieser Vorfälle geriet das Thema Cybersicherheit im politischen Kontext zunehmend in den Fokus. Regierungen, Sicherheitsbehörden und Expert:innen warnten vor den Risiken, die von ausländischen Akteur:innen und deren Fähigkeit zur Einflussnahme auf demokratische Prozesse ausgehen. Angesichts der fortschreitenden Digitalisierung und der wachsenden Abhängigkeit von elektronischen Wahlsystemen bleibt die Frage der Cybersicherheit und des Schutzes vor externen Bedrohungen ein zentrales Anliegen für die Zukunft der Demokratie in den USA und weltweit.
Was Putin damit erreichen will
Klar ist: Putin und sein Regime sind westlichen Demokratien ein Dorn im Auge. In Russland ist es durch staatliche Zensur, Verbote, Verhaftungen und Attentate für die Opposition mittlerweile nahezu unmöglich, ihre politische Arbeit ungehindert auszuüben. Die wenigen Menschen, die sich dennoch aktiv engagieren, stehen in der Regel in enger Verbindung zum Kreml oder bewegen sich in einem sehr begrenzten Rahmen, der ihnen von der Regierung zugestanden wird. Diese Einschüchterungstaktiken haben eine Atmosphäre der Angst geschaffen, die kritische Stimmen zum Schweigen bringt und den Dialog über politische Alternativen stark einschränkt.
Mit den oben genannten Kampagnen verfolgt Putin ein klares Ziel: Er möchte den Westen, insbesondere die USA, destabilisieren und die Menschen davon überzeugen, dass westliche Demokratien nicht funktionieren. Diese Strategie umfasst eine Vielzahl von Maßnahmen, darunter gezielte Desinformation, die Unterstützung extremistischer Gruppen und die Ausnutzung gesellschaftlicher Spannungen.
Die Wirkung dieser Kampagnen ist leider bereits spürbar. In den USA hat die Polarisierung zugenommen und gipfelte 2021 im Sturm auf das Kapitol, als Anhänger:innen von Donald Trump und rechtsextreme Gruppen gewaltsam versuchten, das Ergebnis der Präsidentschaftswahlen zu kippen. Solche Ereignisse sind nicht nur Ausdruck einer tiefen politischen Spaltung, sondern auch ein Zeichen dafür, wie externe Einflüsse die Stabilität demokratischer Institutionen bedrohen können.
Doch auch in Österreich ist das Thema Desinformation nicht zu unterschätzen. Die Verbreitung von Fake News und irreführenden Informationen hat zugenommen, und die Gefahr, dass Menschen in ihrer Wahrnehmung manipuliert werden, ist real. Daher ist es umso wichtiger, über Fake News aufzuklären und Methoden zu erlernen, um diese zu erkennen. Bildung und kritisches Denken sind entscheidend, um die Verbreitung von Desinformation einzudämmen.
Der beste Fake kann nur so lange bestehen, bis die Wahrheit ans Licht kommt. Daher ist es unerlässlich, sich aktiv mit Informationen auseinanderzusetzen, Quellen zu überprüfen und sich nicht von emotionalen Schlagzeilen leiten zu lassen. Letztlich liegt es in der Verantwortung jedes Einzelnen, die eigene Medienkompetenz zu stärken und sich für eine informierte Gesellschaft einzusetzen.