Wie starke Institutionen den Ressourcenfluch bekämpfen
Die Verleihung des diesjährigen Nobelpreises für Wirtschaftswissenschaften an Daron Acemoğlu, Simon Johnson und James A. Robinson für ihre Forschung zur Wichtigkeit von Institutionen betont die entscheidende Rolle, die Institutionen in der wirtschaftlichen und politischen Entwicklung von Nationen spielen. Diese Auszeichnung verdeutlicht, dass starke Institutionen nicht nur theoretische Konzepte sind, sondern zentrale Bestandteile für den Wohlstand und die Stabilität von Ländern darstellen. Besonders in ressourcenreichen Ländern, die oft unter dem sogenannten Ressourcenfluch leiden, spielen Institutionen eine zentrale Rolle. Diese Länder, die eigentlich von ihrem natürlichen Reichtum profitieren sollten, schneiden oft wirtschaftlich schlechter ab als ressourcenarme Staaten. Das hat hauptsächlich institutionelle Gründe: Der Reichtum an natürlichen Ressourcen führt oft zu schwachen Institutionen, da der Staat sich auf Einnahmen aus diesen Ressourcen stützt und dadurch weniger Anreize hat, effiziente Steuersysteme oder Governance-Strukturen zu entwickeln. Dies kann Korruption fördern und politische Instabilität verursachen, da die Kontrolle über Ressourcen wirtschaftliche und politische Macht konzentriert. Am Ende funktioniert nichts, außer Rent-Seeking.
Ein genauer Blick auf Afrika und die Erfahrungen verschiedener Länder zeigt, wie bedeutend die institutionelle Qualität für die Nutzung von Ressourcen ist.
Erfolgsmodell Botswana
Botswana gilt als Paradebeispiel dafür, wie starke Institutionen dazu beitragen können, den Ressourcenfluch zu überwinden. Seit seiner Unabhängigkeit von Großbritannien im Jahr 1966 hat das Land bemerkenswerte Fortschritte gemacht, indem es robuste Institutionen aufbaute, die Korruption minimierten und eine transparente Regierungsführung förderte. Die Einnahmen aus dem Diamantenexport wurden klug in Infrastruktur und soziale Dienstleistungen investiert, was zu einer stabilen wirtschaftlichen Entwicklung führte. Der jüngste Wahlsieg der Umbrella for Democratic Change (UDC) in Botswana, der die langjährige Herrschaft der Botswana Democratic Party (BDP) beendete, zeigt zudem, dass demokratische Systeme in ressourcenreichen Ländern funktionieren können, wenn sie richtig gepflegt werden. Dieser Erfolg steht im starken Kontrast zu Ländern wie Mosambik, wo Wahlbetrug und Gewalt die politische Landschaft prägen.
Angola und Gabun: Die Schattenseiten schwacher Institutionen
Im Gegensatz dazu stehen Länder wie Angola und Gabun, die trotz ihres Ressourcenreichtums in der Korruptionsfalle gefangen sind. In diesen Ländern fließen die Gewinne aus Öl und anderen Ressourcen oft in die Taschen der politischen Eliten, anstatt in die wirtschaftliche Diversifizierung investiert zu werden. Schwache Institutionen und intransparente Regierungspraktiken führen zu Misswirtschaft und verhindern, dass die breite Bevölkerung von den Ressourcen profitiert. Diese Beispiele verdeutlichen die Gefahren, die entstehen, wenn Institutionen versagen. Rent-Seeking, also das Streben nach wirtschaftlichen Vorteilen durch politische Manipulation anstatt durch produktive wirtschaftliche Aktivitäten, ist in solchen Kontexten weit verbreitet und führt dazu, dass Ressourcen ineffizient genutzt werden.
Die Schwelle der institutionellen Qualität
Es gibt eine bestimmte Schwelle der institutionellen Qualität, die bestimmt, ob ein Land in der Lage ist, den Ressourcenfluch zu überwinden. Länder, die unter dieser Schwelle liegen, sind besonders anfällig für die negativen Auswirkungen des Ressourcenreichtums. Diese Schwelle ist schwer genau zu bestimmen, doch es ist klar, dass Länder mit sogenannten Entwicklungsfallen oder Anti-Wachstums-Syndromen oft schwache Institutionen aufweisen. Diese Umstände, die in Subsahara-Afrika häufig auftreten, verhindern, dass Länder ihr volles wirtschaftliches Potenzial ausschöpfen.
Schlussfolgerung: Starke Institutionen als Schlüssel zum Erfolg
Die Fähigkeit eines Landes, von seinem Ressourcenreichtum zu profitieren, hängt entscheidend von der Stärke seiner Institutionen ab. Starke Institutionen, die Rent-Seeking minimieren und gute Regierungsführung fördern, können den Ressourcenfluch überwinden und langfristigen Wohlstand schaffen. Die Lehren aus der Forschung und die Erfahrungen erfolgreicher Länder wie Botswana zeigen, dass die Stärkung von Institutionen nicht nur ein theoretisches Konzept, sondern eine praktische Notwendigkeit für den Fortschritt und die Stabilität von Nationen ist. Die Verleihung des Nobelpreises an den Institutionalismus erinnert uns daran, dass die Stärkung von Institutionen ein entscheidender Schritt hin zu einer gerechteren und wohlhabenderen Welt ist.
Die folgenden afrikanischen Länder stehen an einem kritischen Punkt: Sie haben sowohl das Potenzial, den erfolgreichen Beispielen wie Botswana zu folgen, als auch das Risiko, in die Herausforderungen von Ländern mit schwachen Institutionen wie Angola oder Gabun zu geraten:
- Ghana – Ein Land mit relativ guten Institutionen, das jedoch vor der Herausforderung steht, Korruption und wirtschaftliche Ungleichheit zu bewältigen, um seinen Ressourcenreichtum effizient zu nutzen.
- Tansania – Hat ein hohes wirtschaftliches Potenzial durch Gas- und Mineralvorkommen, steht aber vor Herausforderungen bei der Stärkung von Transparenz und Governance.
- Kenia – Verfügt über ein breites wirtschaftliches Fundament, einschließlich Ressourcen wie Öl, jedoch belasten politische Instabilität und Korruption das Land.
- Elfenbeinküste – Ein wachsendes Wirtschaftszentrum in Westafrika mit Kakaoproduktion und potenziellen Ressourcen, aber es gibt Unsicherheiten hinsichtlich politischer Stabilität und institutioneller Transparenz.
- Senegal – Hat vielversprechende Öl- und Gasfunde und ein relativ stabiles politisches System, muss jedoch seine institutionellen Strukturen stärken, um von den neuen Ressourcen zu profitieren.
- Sambia – Mit seiner Kupferindustrie hat Sambia Potenzial, jedoch schwanken die politischen Rahmenbedingungen, und Korruption bleibt eine Herausforderung.
- Namibia – Bereits als stabiler angesehen, könnte es jedoch bei schwachen Reformen in Richtung eines Ressourcenfluchs abdriften.
- Uganda – Hat große Ölfelder entdeckt und könnte wirtschaftlich stark profitieren, steht jedoch vor der Aufgabe, Governance-Strukturen zu stärken, um die Einnahmen gerecht zu verteilen.
- Mosambik – Hat umfangreiche Gasvorkommen entdeckt, muss jedoch politische Instabilität und Korruption in den Griff bekommen, um erfolgreich zu sein.
- Sierra Leone – Besitzt Mineralressourcen wie Diamanten, steht aber vor der Herausforderung, diese effektiv zu nutzen, um sozialen und wirtschaftlichen Fortschritt zu gewährleisten.
Auf dem afrikanischen Kontinent gibt es also einige Nationen, die an einem Scheideweg stehen. Die Länder im Süden des Kontinents müssen von den Best Practices lernen. Botswana ist eines davon, aber auch der norwegische Öl-Fonds kann als Vorbild für Transparenz und Accountablilty dienen, was in Konsequenz den Anreiz zu besseren Institutionen stärkt. Das sollte man unterstützen.