Tod durch Gift und Gas
In den US-Bundesstaaten Florida und Alabama wurden zwei Todesurteile vollstreckt: mit einer Giftspritze und mit Stickstoffgas. Seit Jahresbeginn gab es in den USA 23 Hinrichtungen. Ein zweifelhafter Rekord.
Zwei Hinrichtungen binnen einer Woche. Im Bundesstaat Florida wurde der 54-Jährige Anthony Wainwright durch eine Giftspritze getötet, der 30 Jahre in der Todeszelle saß. Eine Jury hatte den Mann 1995 wegen Mordes, Entführung, Raubes und Vergewaltigung schuldig gesprochen und einstimmig empfohlen, ihn zum Tode zu verurteilen. Wainwright hatte im April 1994 eine 23-Jährige auf einem Supermarktparkplatz angegriffen. Nun wurde er hingerichtet. Er ist die sechste Person, die in diesem Jahr in Florida hingerichtet wurde.
In Alabama wurde die Todesstrafe gegen Gregory Hunt vollstreckt, der 1990 schuldig gesprochen worden war, zwei Jahre zuvor eine 32-Jährige zu Tode geprügelt zu haben. Die Geschworenen sprachen sich damals mit elf Stimmen zu einer für die Todesstrafe aus. Seither saß er im Todestrakt – 35 Jahre. Nun wurde der 65-Jährige in einem Gefängnis im Süden Alabamas mit Stickstoff getötet.
Bei dieser hochumstrittenen Hinrichtungsmethode atmet der Todeskandidat reines Stickstoffgas durch eine Maske ein, bis der Sauerstoffmangel zum Tod führt. Es ist ein quälender Erstickungstod. Menschenrechtsorganisationen fordern seit langem ein Verbot dieser Exekutionsmethode. Auch unabhängige UN-Experten erklärten, dass die selten genutzte Methode „eine grausame, unmenschliche oder erniedrigende Behandlung oder sogar Folter darstellen“ könne.
Alabama ist einer von wenigen US-Bundesstaaten (neben Louisiana), die die sogenannte Stickstoffhypoxie zur Vollstreckung der Todesstrafe erlauben. Dort war im Januar 2024 erstmals ein zum Tode verurteilter Mörder auf diese Weise hingerichtet worden. Im November desselben Jahres sowie im Februar 2025 gab es dann jeweils eine weitere derartige Exekution. Nun kam das Stickstoffgas erneut zum Einsatz.
Kritiker befürchten, dass Stickstoffgas auch zukünftig bei Hinrichtungen verwendet werden könnte. Die USA ist eine der wenigen Demokratien weltweit (neben Japan), in denen die Todesstrafe noch vollstreckt wird. Zwei weitere Hinrichtungen hat es in der vergangenen Woche in den USA geben: in Oklahoma und South Carolina. Ganz nach den Vorstellungen von US-Präsident Donald Trump. Er hatte sich bei seinem Amtsantritt für eine Ausweitung der Todesstrafe ausgesprochen. Mit den beiden Hinrichtungen wurden seit Jahresbeginn in den USA 23 Todesurteile vollstreckt. Ein zweifelhafter Rekord.
Buchhinweis:
Helmut Ortner
OHNE GNADE
Eine Geschichte der Todesstrafe
Nomen Verlag
HELMUT ORTNER hat bislang mehr als zwanzig Bücher, überwiegend politische Sachbücher und Biografien, veröffentlicht. Zuletzt erschienen: „Heimatkunde – Falsche Wahrheiten. Richtige Lügen“ (2024), „Das klerikale Kartell. Warum die Trennung von Kirche und Staat überfällig ist“ (2024) und „Volk im Wahn – Hitlers Deutsche oder Die Gegenwart der Vergangenheit“ (2022). Seine Bücher wurden bislang in 14 Sprachen übersetzt. Helmut Ortner ist Mitglied bei Amnesty International und im Beirat der Giordano-Bruno-Stiftung.