Das „Israel ist schuld“-Narrativ
Der Konflikt zwischen Israel und der Hamas hat wieder einmal jene geweckt, die Israel als das reine Übel und das Urproblem für den Nahostkonflikt sehen. Das darf man so nicht stehen lassen.
Am 7. Oktober wurden in Israel – Stand heute – mehr als 1.400 unschuldige Menschen von Mitgliedern der Terrororganisation Hamas massakriert, manche von ihnen davor vergewaltigt oder auf andere Weise übelst gefoltert. Bei diesem terroristischen Angriff haben die Hamas-Kämpfer auch nicht vor Babys Halt gemacht. Darüber hinaus haben sie weitere ca. 240 Zivilist:innen in den Gazastreifen entführt, die mehr als einen Monat danach noch immer nicht freigelassen wurden.
Verharmlosung und Täter-Opfer-Umkehr
Wer in den ersten Tagen nach dem Massaker auf Social Media unterwegs war, konnte Zeuge werden, wie die Gräueltaten der Hamas relativiert und teilweise sogar gutgeheißen wurden. Man fand allerlei abstruse Rechtfertigungen zur Relativierung ihrer Taten. So sei der palästinensische „Widerstand“ gegen die israelischen „Besatzer“, die einen „Genozid“ an der palästinensischen Bevölkerung begehe, wieder zum Leben erwacht. Das Abschlachten von Zivilist:innen sei also wohl durch die Taten der israelischen Politik gerechtfertigt.
Auch fanden in den ersten Tagen mehrere Demonstrationen in europäischen Großstädten statt: Anstatt die Taten der Hamas zu verurteilen, beschworen die Mengen ein freies Palästina herauf.
Viele haben sich zur ganzen Thematik zuerst gar nicht geäußert – sondern erst, als Israel Luftschläge gegen Hamas-Stellungen startete. Plötzlich meldeten sich viele und kamen zur Schlussfolgerung, dass „beide Seiten“ Schuld an der gesamten Problematik tragen würden. Ein demokratischer Staat, der vom Recht auf Selbstverteidigung Gebrauch macht, wurde also mit einer genozidalen Terrororganisation gleichgesetzt, welche Tage davor wahllos Zivilist:innen (hauptsächlich Jüd:innen) massakriert hat.
Ziemlich zeitgleich begann auf Social Media als auch bei Demonstrationen auf der ganzen Welt die Renaissance des Antiisraelismus und Antisemitismus. So skandierten Demonstrant:innen „From the River to the Sea, Palestine will be free“: Ein Aufruf zur Auslöschung Israels und somit des jüdischen Lebens in der Region. Oder den Spruch „Khayber khayber ya yahud“, welcher Bezug auf eine antike Schlacht der Muslime gegen Juden nimmt und der die Drohung beinhaltet, dass die islamische Armee (wieder) gegen die Juden kämpfen wird.
Linke schweigen
Von den Demonstrant:innen und Aktivist:innen findet man aber kein Wort der Verurteilung der Hamas. Kein Wort zum erfahrenen Leid der Israelis. Keine Forderung nach Freilassung der etwa 240 Geiseln. Kein Wort zu den islamistischen Anschlägen im Vereinigten Königreich, Frankreich und Belgien. Und auch kein Wort zu den vielen antisemitischen Angriffen gegen die jüdische Bevölkerung in Europa.
Dabei handelte und handelt es sich nicht nur um Muslim:innen und Araber:innen – auch angeblich progressive Kräfte wie manche Linke, BlackLivesMatter- und Klimaaktivist:innen wie Greta Thunberg haben einen sehr einseitigen Blick auf den wieder aufgeflammten Konflikt. Sie solidarisieren sich mit „Gaza“ und blenden die Geschehnisse vom 7. Oktober und das erfahrene Leid der Israelis komplett aus. Eine Frage, die sie sich alle stellen sollten: Ist ein Menschenleben weniger wert, wenn es sich dabei um ein israelisches oder jüdisches handelt?
Desinformation rund um das Al-Ahli-Krankenhaus im Gazastreifen
Am 16. Oktober verbreitete sich dann aus dem Gazastreifen schnell die Nachricht, dass das Al-Ahli-Krankenhaus von der israelischen Armee angegriffen worden sei. Innerhalb weniger Minuten wurde schon die angebliche Todeszahl auf 500 beziffert.
Das Problem dabei: Der Gazastreifen wird von der Hamas kontrolliert. Diese Informationen über das vermeintlich Geschehene verbreiteten sich insbesondere auf Social Media rasend schnell und wurden von sehr vielen, die sich in ihrer ablehnenden Haltung zu Israel bestätigt fühlten, für bare Münze genommen. Genau diejenigen, die jede Information aus Israel kritisch hinterfragen oder sofort als falsch abtun – man denke nur an die Geschichte der 40 von den Hamas enthaupteten Babys – übernahmen Informationen der Hamas. Unhinterfragt. Man glaubt einer Terrororganisation mehr als einem demokratischen Staat. Gratulation: Ihr seid die nützlichen Idioten der Islamisten.
Dass die Geschichte der Hamas wahrscheinlich gar nicht stimmt und es sich eher um eine fehlgeleitete Rakete des Islamischen Jihads handelt, also einer weiteren Terrororganisation im Gazastreifen, ist für die Israel-Hasser:innen irrelevant. Informationen werden von ihnen selektiv verarbeitet. Nur Informationen, die ihnen in das eigene Narrativ passen, werden als wahr angesehen. Und das Narrativ lautet: Israel ist schuld.
„Israel ist schuld“
Und dieses Narrativ ist durchsetzt von Antiisraelismus und Antisemitismus. Sie befinden sich auf dem Irrweg, dabei ist die Sache ganz einfach: Die Hamas hat Israel angegriffen, und Israel macht sein Recht auf Selbstverteidigung geltend. Hier gibt es kein „Ja, aber“, kein „beide Seiten“.
Und auch die fadenscheinigen Argumente, dass Israel den Gazastreifen okkupiert habe, laufen ins Leere. Israel ist 2005 einseitig aus dem Gazastreifen abgezogen, in der Hoffnung auf Frieden. Was ist danach passiert? Die Hamas hat bei Wahlen im Gazastreifen 2006 die Stimmenmehrheit gewonnen – und 2007 die rivalisierende Fatah in Gaza gewaltsam ausgeschaltet und die alleinige Macht ergriffen. Seit mehr als 15 Jahren terrorisiert sie die israelische Zivilbevölkerung mit zahllosen Raketenangriffen, während sie selbst die palästinensische Zivilbevölkerung in Gaza in erbärmlichen Zuständen leben lässt. Als Antwort darauf sperrte Israel die Grenzübergänge zum Gazastreifen und baute einen Grenzzaun.
Aber das wird einige nicht interessieren. Es geht ihnen nicht um eine faktenbasierte Auseinandersetzung mit dem Thema, sondern darum, Israel mit abstrusen Falschbehauptungen zu delegitimieren und von der Landkarte zu tilgen. Frieden gibt es für die Israelhasser:innen und die radikalen Antisemit:innen nur, wenn es den Staat Israel und damit jüdisches Leben in der Region nicht mehr gibt. Dagegen muss jede Demokratin und jeder Demokrat aufstehen.
Kampf dem Antisemitismus!
Mittlerweile kann man sagen, dass es sich nicht mehr „nur“ um einen Krieg zwischen Israel und den Hamas handelt – sondern auch um einen Krieg gegen Antisemitismus, der auch in der westlichen Welt voll aufgeschlagen ist. Die Stimmung in Europa ist schon dermaßen aufgeheizt, dass sogar islamistische Ströme sich beflügelt sehen, in mehreren europäischen Städten mit „Allahu Akbar“-Rufen zu marschieren und die Errichtung eines Kalifates zu fordern. Was für ein Irrsinn! Man missbraucht die Freiheiten der liberalen Demokratie, um ein islamistisch-faschistisches System zu fordern.
Beileibe nicht alle, die demonstrieren gehen oder die Videos und Inhalte aus Gaza teilen, sind Antisemit:innen. Aber wer auf Demos mitmarschiert, auf denen antiisraelische und antisemitische Parolen gerufen werden oder wo das Kalifat gefordert wird, und dennoch weitergeht, weiß, worauf er sich einlässt. Dasselbe gilt auch für das Teilen von Inhalten auf Social Media.
Alle anderen müssen sich aber auch überlegen, was sie von sich geben. Die eigene Meinung birgt auch Verantwortung. Wer ohne Fundament mit Begriffen wie „Siedlerkolonialismus“ oder „Genozid“ um sich wirft, trägt zur aufgeheizten Stimmung bei und befeuert diese zusätzlich – was letztendlich auch zu Gewalt führt. Und dabei darf man nicht verkennen: Die Behauptung eines Völkermords würde aus Sicht des Opfers jedes Mittel zur Verteidigung rechtfertigen – auch einen Völkermord. Wer diese Propaganda übernimmt, sorgt auch dafür, dass sich Jüdinnen und Juden in Europa bedroht fühlen. Dass sie sich in Österreich und Europa sicher fühlen können, das ist letztendlich die Verantwortung von uns allen.