„Linke Messe“ – Die ÖH Wien lässt Sturmmasken häkeln
Gerade in polarisierten Zeiten ist es von entscheidender Bedeutung, dass politische Organisationen seriös und verantwortungsvoll handeln. Oder, wie es in der Hochschulpolitik richtig heißen müsste: wäre es von entscheidender Bedeutung.
Für Aufsehen gesorgt hat die „linke Messe“, organisiert von der ÖH Uni Wien, bei der die Teilnehmer:innen die Möglichkeit hatten, in einem Workshop Sturmmasken zu häkeln. Diese Veranstaltung wirft Fragen auf, die über die üblichen politischen Diskussionen hinausgehen und die Grenzen des akzeptablen politischen Aktivismus berühren – und das nicht nur aufgrund der Tatsache, dass diese Veranstaltung mit den ÖH-Beiträgen der Studierenden finanziert wurde.
Nicht genug, dass sich die ÖH Uni Wien als eigentlich unabhängiges Gremium klar politisch definiert und damit andere politische Meinungen von Studierenden in ein Eck drängt. Die „linke Messe“ sollte laut Veranstalter:innen eigentlich eine Plattform für politischen Dialog, Bildung und Aktivismus sein. Aber welcher politische Dialog braucht eine Sturmmaske?
Sturmmasken stehen im allgemeinen Denken in erster Linie mit Anonymität und subversiven Aktivitäten in Verbindung. Sie sind ein Symbol für Extremismus und gewalttätige Aktionen. Die Tatsache, dass die ÖH Uni Wien es aktiv bewirbt, diese Gegenstände vor Ort zu häkeln und zu lernen, wie man sie häkelt, wirft ernsthafte Fragen nach der Verantwortung und dem Zweck politischer Aktivitäten auf.
Politischer Aktivismus ist zweifellos ein wichtiger Bestandteil jeder demokratischen Gesellschaft. Die Förderung von Engagement und die Einbeziehung junger Menschen in politische Diskussionen sind lobenswerte Ziele. Die ÖH Uni Wien sollte aber darüber nachdenken, welche Botschaften sie vermittelt. Vor allem im Bereich Hochschulpolitik, wo viele Studierende ihre Vertretung nicht einmal kennen, nicht ernst nehmen und in weiterer Folge nicht einmal wählen gehen.
Das Häkeln von Sturmmasken kann leicht als Verharmlosung der Bedeutung und der möglichen Gefahren dieser Gegenstände missverstanden werden, gerade in Zeiten von politischen Unruhen und Unsicherheit. Kein Schritt, um einen positiven Einfluss auf die Studierenden zu haben und das Vertrauen in die ÖH zu stärken.
Die Veranstalter:innen der „linken Messe“ argumentieren , dass es sich bei dem Häkeln von Sturmmasken um eine Aktivität handelte, die die Feinmotorik und Kreativität steigere. Dass ja die kalte Jahreszeit anstehe und man sich dadurch vor dem Wind schützen könne. Aber insbesondere in einer Zeit, in der politischer Extremismus und Gewalttaten weltweit zunehmen und Sturmmasken mit ein Symbol dafür sind, fragt man sich ob diese vermeintlich gezielte Entscheidung zu polarisieren, die richtige war.
Es ist wichtig, dass politische Aktivist:innen und Organisationen in ihren Bemühungen um soziale Veränderung und politischen Wandel wachsam und verantwortungsvoll vorgehen. Die „linke Messe“ der ÖH Uni Wien und das Häkeln von Sturmmasken werfen ernsthafte Fragen auf und sollten als Anlass dienen, über die Grenzen des politischen Aktivismus nachzudenken.
Während kreativer Protest und politische Kunst wichtige Werkzeuge sind, sollte ihre Nutzung stets in Einklang mit den Grundwerten und Normen einer demokratischen Gesellschaft stehen. Aber vielleicht war das Ziel der Sturmmasken auch nur, sich vor den Studierenden und dem Wunsch einer echten Vertretung, die sie in den Fokus rückt, verstecken zu können.