Luxusuhren: Höchste Zeit zu investieren?
Es sind finanziell unsichere Zeiten: Österreich hat aufgrund von Wahlgeschenken und immer noch teuren Gaspreisen weiter mit den Effekten der Teuerung zu kämpfen, das Pensionssystem gerät – auch demographisch bedingt – immer weiter in Schieflage und das hart verdiente Geld wirft bei der Bank kaum Zinsen ab. Manche greifen deshalb zu Uhren als Wertanlage. Ist das sinnvoll?
Luxusuhren haben eine echte Boom-Phase hinter sich. Während der COVID-Pandemie im Frühjahr 2022 wurde der absolute Zenit erreicht – ab April desselben Jahres ging es dann bergab. Wie die Handelszeitung berichtete, waren insbesondere Uhren der Preisspanne zwischen 20.000 und 100.000 US-Dollar betroffen, und dort allen voran jene von Patek Philippe, Audemars Piguet und Branchenprimus Rolex.
Zur Zeit der Pandemie galten Luxusuhren als heißer Tipp um schnell Profit zu machen. Ähnlich wie bei Immobilien bräuchte man nicht nur ein gewisses Know-How, sondern auch eine hohe Summe an Spielgeld. Davon abgesehen, dass die Hochphase von Luxusuhren vorbei ist, gibt es weitere Gründe, die gegen Uhren als Wertanlage sprechen.
Graue Märkte und Schwarze Listen
Luxusuhren mit Gewinn weiterzuverkaufen kann auf verschiedenen Wegen funktionieren. Man ersteht eine Uhr beim Konzessionär oder direkt beim Händler und verkauft sie anschließend mit einem Plus auf dem Graumarkt Chrono24, eine der bekanntesten Uhrenplattformen, definiert den Graumarkt wie folgt: Auf dem Graumarkt gehandelte Uhren umgehen die offiziellen Vertriebswege. In der Uhrenindustrie beliefern Hersteller traditionell ihre Konzessionäre, also lizensierte Händler und Juweliere. Nur diese dürfen die Uhren offiziell in ihren Ladengeschäften oder Online Shops verkaufen. In der Luxusindustrie behalten Hersteller und Markeninhaber gern die Kontrolle. Preisschwankungen nach oben oder unten widersprechen diesem Kontrollbedürfnis, weshalb der Graumarkt generell ein Dorn im Auge der Produzenten ist. Der Graumarkt ist also ein Ort, an dem sowohl Privatverkäufer wie auch klassische Händler gebrauchte und neue Uhren außerhalb der Konzessionäre verkaufen. weiter. Dieses Szenario funktioniert aber nur mit zwei Prämissen: Der Händler hat die Uhr lagernd und ist gewillt, sie auch zu verkaufen. Besonders zweiteres ist bei Rolex alles andere als üblich – für die beliebtesten Modelle gibt es jahrelange Wartelisten. Zweitens muss der Preis der Uhr auf dem Graumarkt höher sein als beim Händler, was natürlich nicht immer Fall ist. Hat man auf das falsche Pferd gesetzt, wird man die Uhr auf dem Graumarkt nur mit einem Minus verkaufen können. Diese Methode hat außerdem einen weiteren Haken: Wenn der Konzessionär eine von ihm verkaufte Uhr auf dem Graumarkt entdeckt und nachvollziehen kann, wer diese dort inseriert hat, landet man auf der Schwarzen Liste und bekommt von diesem Händler zukünftig keine Uhren mehr.
Alternativ kann man Uhren auf dem Graumarkt kaufen und dort nach einiger Zeit weiterverkaufen. Diese Methode läuft ähnlich wie der Handel mit Aktien oder ETFs ab (wobei Uhren natürlich keine Dividenden abwerfen): Idealerweise kauft man zu einem günstigen Zeitpunkt und/oder findet einen Geheimtipp, von dem man glaubt, dass er in Zukunft eine Wertsteigerung erfährt – und verkauft am Zenit. Wann dieser erreicht ist und ob man wirklich die nächste Royal Oak oder Daytona (zwei Modelle mit enormen Wertsteigerungen) gefunden hat, ist aber nahezu unmöglich vorherzusehen. Dass man also irgendeine Luxusuhr kauft, trägt und in 30-40 Jahren mit Gewinn weiterverkauft, ist in den allermeisten Fällen nichts als eine Mär. Im Vergleich zu Aktien und ETFs sind Uhren viel spekulativer, da man lediglich auf ein spezifisches Produkt setzt, anstatt auf ein breites Portfolio.
Was tun mit dem Zeitmesser?
Entscheidet man sich dazu, teure Uhren zu kaufen, lohnt sich vorher also in jedem Fall ein Blick auf die Zahlen. Mindestens genauso wichtig ist aber, dass man sich darüber im Klaren ist, warum man so derart viel Geld für ein Schmuckstück ausgibt. Eine geplante Wertanlage wird in der Regel schnell zum Verlustgeschäft. Will man dieses Wagnis dennoch eingehen, gelingt die (eventuelle) Gewinnmaximierung natürlich am besten, wenn die Uhr ungetragen ist – was das Prinzip einer Armbanduhr ad absurdum führt. Alternativ kann man sich natürlich einfach die Uhren kaufen, die einem gefallen und sich – ganz ohne Gedanken an Wertanlagen und Gewinnmaximierung – an der Optik und Handwerkskunst erfreuen.