Ortstaxe und Tourismusabgabe – Es ist kompliziert
Mein Sommerurlaub hat, gefühlt, ein Loch in mein Geldbörserl gebrannt. Für zwei Erwachsene und ein Kind unter 16 Jahren habe ich in der Steiermark für eine Woche satte 35 Euro an Ortstaxe gezahlt. Ich dachte, das wäre viel. Aber Moment mal – hätte ich meinen Sommerurlaub in St. Anton am Arlberg verbracht, hätte ich glatt das Doppelte hingeblättert! Und da war ich noch nicht mal bei der Tourismusabgabe. Kleiner Spoiler vorab: Die Sache wird kompliziert. Denn jedes Bundesland hat eigene Ortstaxen oder Kurtaxen oder Citytaxen oder, oder, oder. Es gibt viele Begriffe dafür. Und dann gibt es auch noch Tourismusabgaben, da wird es noch unübersichtlicher. Ich habe keine Seite im Internet gefunden, die alles auflistet, wer wo wie viel zu bezahlen hat.
Ortstaxe oder: Wer bezahlt für die Laternen?
Die Geschichte der Ortstaxe ist alt und gleichzeitig herrlich kurios. Es begann alles mit Kaiserin Sisi – ja, die aus den kitschigen Filmen. 1870 besuchte sie Schloss Trauttmansdorff in Meran, Südtirol, um dort mit ihrer kränklichen Tochter Valerie eine Kur zu machen. Wenige Wochen später hieß es in den Zeitungen: „Das milde, gesunde Klima in Meran hat Wunder gewirkt!“ Zack, Meran war der „Place to be“, und die Leute strömten wie heute zu einem Hype-Spot, der gerade von Influencern angepriesen wird.
Doch was hat das mit der Ortstaxe zu tun? Die Stadt Meran wollte den Ort aufpolieren und eine schicke Promenade mit – natürlich! – wunderschönen Laternen gestalten. Aber woher das Geld nehmen? Die Antwort: von den Gästen! So wurde die Ortstaxe ins Leben gerufen – und mit dem Geld strahlten bald überall Laternen. Ein Geschäftsmodell war geboren.
Die Tiroler: Berge, Russen und die Tourismusabgabe
Was in Südtirol begonnen und herrlich funktioniert hat, hat dann auch im restlichen Tirol nach und nach Anklang gefunden. Ende des 19. Jahrhunderts kam die Zugstrecke von St. Petersburg bis Meran, und plötzlich stolzierten die reichen Russ:innen durch die Tiroler Bergwelt. Für die Einheimischen waren die Berge damals noch eher unattraktiv, wenn nicht sogar gefährlich. Doch die Russ:innen blieben lange, gaben viel Geld aus und erfreuten sich an der frischen Bergluft. Der Tourismus in Tirol war geboren.
Seit 1927 wird die Tourismusabgabe in Tirol von allen Unternehmen, die direkten oder indirekten wirtschaftlichen Nutzen aus dem Tourismus ziehen, eingehoben. Also alle Unternehmen in Tirol müssen bezahlen, auch wenn sie in einem kleinen Ort arbeiten, der so gar nichts mit Tourismus zu tun hat. Und das sind fast alle rund 80.000 Unternehmen und Selbstständigen. Fahrschulen und Pflegekräfte inklusive, als kleines Beispiel dafür! Klar, das stößt vielen sauer auf – besonders, weil die Abgabe am Umsatz und nicht am Gewinn gemessen wird.
Dafür müssen sie dem Land jährlich ihren Umsatz bekannt geben. Nach der Überprüfung der übermittelten Daten setzt das Land dann die Tourismusabgabe mit Bescheid fest. Hier kommt es aber dann doch auch auf die Regionen an, die in verschiedene Kategorien eingeteilt werden. Um im Beispiel vom Anfang zu bleiben: in St. Anton am Arlberg zahlt man 15,8 ‰ des Umsatzes, am wenigsten in der Region Hall-Wattens, hier sind es 6,0 ‰. Da sind also Millionenbeträge im Spiel. Wenn wir da jetzt noch die Ortstaxen der Gäste hinzunehmen, dann ergibt es das budgetäre Fundament der lokalen und regionalen Tourismusorganisationen. Der Pflichtbeitrag der Tourismusabgabe fließt in den Tourismusverband. Der wiederum betreibt das touristische Marketing Tirols, macht Markenbildung und -pflege und ist aber auch für die Infrastruktur verantwortlich. So oder so ähnlich läuft das auch in anderen Bundesländern wie Salzburg oder Kärnten.
Gegner vs. Befürworter: Eine Frage des Standpunkts
Die Gegner:innen der Tourismusabgabe sagen: „Schluss damit! Das trifft doch die Falschen!“ Besonders ärgerlich für sie: In Tirol schlägt sich die Abgabe einfach überall nieder, sogar im Milchpreis. Klar, auch der Einzelhandel profitiert vom Tourismus. Die Tourismusabgabe verteuert den Liter Milch um rund 0,7 Prozent. Viele fordern, das Geld lieber effizienter einzusetzen, etwa indem man das Werbebudget der Tourismusverbände um 25 Prozent kürzt.
Die Befürworter:innen hingegen sagen: „Na klar, das ist doch fair!“ Denn die Abgaben finanzieren nicht nur Werbung, sondern auch die Infrastruktur. Bessere Straßen, schönere Plätze – davon profitieren auch Ärzt:innen, die so mehr Patient:innen anlocken. Infineon Technologies in Villach ist ein Paradebeispiel: Dank der schönen Umgebung rund um Seen und Golfplätze siedeln sich immer mehr Leute dort an. Standortqualität nennt man das.
Und was ist mit der Ortstaxe?
Die Ortstaxe, das gute alte Modell, gibt’s in ganz Österreich. Sie wird von den Gästen bezahlt, nicht nur den ausländischen, natürlich auch von den heimischen. 2001 lag die Ortstaxe im Beispiel von Tirol noch bei mageren 0,30 Euro pro Gast und Nacht (Kinder bis 16 Jahre waren frei). Die Hoteliers übernahmen das damals meist noch direkt und haben das einfach im Preis berücksichtigt. Ab Mai 2025 dürfen es bis zu 6 Euro sein. Autsch! Die Beiträge steigen also ordentlich, und das macht natürlich den Touristiker:innen große Sorgen. Könnten die Gäste bei so hohen Ortstaxen vielleicht auch ausbleiben?
Schlechte Nachrichten für die öffentlichen Kassen
Die öffentlichen Kassen sind leer, und das liegt auch an der Bürokratie. Es gibt 25 Prozent mehr Bedienstete in der Landesverwaltung im Bereich Gebühreneintreibung als vor der Pandemie, dazu kommen Altschulden und Pensionsrückstellungen, die den Gemeinden schwer zu schaffen machen. Wachstum führt nicht automatisch zu mehr Geld – zumindest nicht für die Gemeinden. Deshalb zahlen die Tourismusverbände jetzt für alles mögliche, von Skibussen bis zu Schwimmbädern. Warum? „Weil’s ja auch die Tourist:innen nutzen“, heißt es immer wieder.
Die EU und Booking.com: Wer hat das letzte Wort?
Dann wäre da noch die EU-Pauschalreiserichtlinie. Diese verlangt, dass der Gesamtpreis einer Reise samt allen Gebühren vorab angegeben wird. Doch die Ortstaxe kommt erst vor Ort hinzu. Ein nettes Tauziehen gab es da zwischen Tirol und Booking.com. Der Reiseanbieter wollte keine versteckten Kosten für seine Kund:innen. Tirol hielt dagegen: „Zahlt ihr Tourismusabgaben? – Wir denken nicht! Es bleibt also alles beim Alten.“ Ergebnis? Ein kleiner, versteckter Hinweis auf der Buchungsseite, dass vor Ort noch etwas zu zahlen ist. Punkt für Tirol.
Fazit: Und jetzt?
Am Ende bleibt die Frage: Wie könnte das alles besser laufen? Viele wünschen sich eine schlankere, effizientere Österreich-Werbung. Die Tourismusverbände sollten nicht mehr nach kleinen Ortschaften, sondern nach Regionen organisiert werden. Auch weniger Bürokratie würde mehr Geld bringen. Eine Nächtigungsabgabe wie in Wien könnte fairer sein, wo man je nach Zimmerpreis einen Prozentsatz zahlt. Nun, auch da gibt es laut Kritiker:innen Hintertürchen. Aber wie man es auch dreht: Tourismus kostet, und jemand muss zahlen. Egal ob man gerade eine Laterne in Meran bewundert oder einen Liter Milch in Tirol trinkt.