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Österreich in der Welt

Astrid Hofer

London - Weltstadt, Metropole, Schmelztiegel. Die Hauptstadt des Vereinigten Königreichs ist weltweit nach New York City die Stadt mit dem zweithöchsten Anteil von Menschen, die nicht in dem Land, in der sie liegt, geboren sind. Die Österreicherin Astrid Hofer ist eine davon. Sie wollte nach dem Brexit-Votum 2016 noch einmal die Chance nutzen, "für einige Zeit" in London zu leben, solange es noch im Zuge der EU-Mitgliedschaft möglich war. Doch, wie so viele in London, ist sie dort hängengeblieben. Nach einigen Wochen gab es ein erstes Jobangebot in der Medienbranche. Und jetzt, viereinhalb Jahre später, ist sie immer noch in der Metropole an der Themse.

Das war nicht die erste internationale Station der gebürtigen Linzerin. Sie hatte bereits in Kanada gearbeitet und in den Niederlanden studiert, bevor sie nach einem Job als Journalistin in Wien nach London ging. Es zog sie immer schon an neue Orte: "Ich war immer gerne woanders. Und ich musste die Chance nutzen, noch einmal London nicht nur als Touristin zu erleben."

Für sie ist es nicht verwunderlich, dass London diese enorme Anziehungskraft ausstrahlt. Diese große, alte und internationale Stadt wandelt sich stetig: "Egal wie lange jemand hier ist. Es gibt immer Neues zu sehen, zu erkunden." Gleichzeitig ist die Internationalität auch der Grund, warum Neuankömmlinge schnell Anschluss finden. "Du bist nicht die Ausländerin oder der Neuling, in der Arbeit, in der WG oder in der Nachbarschaft. Es gehört einfach zum Alltag, neue Menschen aus aller Welt kennen zu lernen, weil so viele hierher gekommen sind und jeden Tag kommen." Das ist auch ein großer Unterschied zu Österreich, Hofer kommt aus Oberösterreich und hat Jahre in Wien gearbeitet, dort hat man dieselbe Internationalität und Offenheit vielleicht bei der UNO, aber sicher nicht im Alltag. In London werden rund 200 Sprachen gesprochen, alleine in Hofers Häuserblock leben 15 Nationen und in ihrer WG hatte sie schon 4 Sprachen. "Das ist der Reiz - London pulsiert und wandelt sich immer."

Der Brexit verursacht auch in London Nachwehen. Wer durch den Brexit wirklich draufgezahlt hat, sind Schauspieler:innen, Musiker:innen und ähnliche Künstler:innen mit britischem Pass. Sie haben es schwerer, Engagements zu bekommen. Fast alle Künstleragenturen verlangen mittlerweile zusätzlich einen EU-Pass, um auch am Kontinent leichter auftreten zu können - EU-Bürger:innen mit UK-Visum sind da klar im Vorteil. Gleichzeitig will man aber auch nichts mehr vom Brexit hören: "Der EU-Austritt spielt für die meisten Britinnen und Briten, wenn sie nicht gerade auf dem Weg in den Frankreichurlaub in Dover stranden, im Alltag einfach so gut wie keine Rolle mehr."

Ob die Österreicherin London wieder verlassen wird, kann sie nicht sagen, "ich habe ja nie geplant, so lange zu bleiben. Aber in London bleibt man hängen und will nicht gehen." Ob sie denn irgendetwas vermisse in London? Sie muss nicht lang überlegen - Schwarzbrot.