Gesundheit fängt in der Schule an
Schulgesundheit als Schlagwort wird meist nur zur Problembeschreibung verwendet. Aber warum und wie sollte Kindern Gesundheit im Idealfall vermittelt werden?
Schulgesundheit sollte im Gegensatz zur aktuellen Handhabe mehr als ein Zimmer sein, in dem eventuell das richtige Personal sitzt. Sie müsste viel umfassender gedacht werden und nicht nur die Frage beantworten, wo Kinder und Jugendliche welche Informationen bekommen. In Abstimmung mit School Nurses als Vertrauenspersonen und Verknüpfungsstellen in den Gesundheitsbereich könnte die Schule nämlich auch genutzt werden, um die vieldiskutierte Gesundheitskompetenz tatsächlich zu stärken.
Im Moment lernt man mehrfach, was Mitose und Meiose sind – aber wer erinnert sich daran, welche Körpertemperatur wirklich Fieber bedeutet? Woher sollen Menschen wissen, welche Art von Schnupfen nur lästig ist und welcher ein Symptom einer Krankheit ist? Das wäre etwas für den Biologie-Unterricht. Man könnte in der Schule aber auch lernen, warum Sport unsere Stimmung positiv beeinflusst – apropos psychische Gesundheit; und selbst in der Suchtprävention wäre dieses Wissen hilfreich.
Hier gibt es einiges an Handlungsbedarf. Denn es gibt psychische Probleme, die auf die Kindheit zurückgeführt werden können, und zwischen 2016 und 2021 wurden etwas über 2.000 Personen wegen solcher Belastungsstörungen in Frühpension geschickt. Wer hier schon als Kind bessere Techniken für mehr Resilienz lernt, leidet weniger unter Belastungen und hat damit ein geringeres Risiko für solche Folgeerkrankungen. Wer schon als Kind lernt, welche Zusatzstoffe Fertignahrung zwar länger haltbar, aber auch weniger gesund machen, oder wer Kochen lernt, achtet als Erwachsener mehr darauf und hat damit ein geringeres Risiko für Übergewicht, Diabetes oder Fettleber. Das Gleiche gilt für Bewegung.
Wichtig wäre aber die Unterscheidung, was „aufoktroyierter“ Unterricht ist und wie Alltagsverhalten geprägt werden kann. Eine tägliche Bewegungseinheit für Kinder ist wichtig, es müsste aber auch Alltagsbewegung eingelernt werden. Stiegen statt Rolltreppen, Fahrradfahren statt Auto, oder wie man zwischen Lerneinheiten und auch im Büro Dehnübungen einbaut, damit Verspannungen nicht überhand nehmen.
Handlungsbedarf ist gegeben, das ist klar. Selbst wenn man nicht über ein kostenloses Mittagessen diskutieren will, lässt sich nüchtern feststellen: die Essensangebote in den Schulen sind nicht gesund genug. Das sagt auch der Rechnungshof in seiner Evaluierung des Nationalen Aktionsplans Ernährung. Vorgeschrieben wäre bis dato natürlich wenig dieser Lösungsansätze – bei der Ernährungsfrage konnte man sich stattdessen vor einiger Zeit im Parlament das niedrige Niveau der Debatte ansehen. Für Bewegung gibt es mittlerweile Pilotprojekte zur täglichen Einheit, im Laufe von 2024 sollen die Evaluierungsergebnisse vorliegen. Im Idealfall werden auf dieser Basis die verschiedenen Sportförderungsprogramme aus den Bundesländern unterschiedlich zusammengeführt.