Wie liberal ist … Paw Patrol?
Zunächst, für alle, die älter sind als fünf: Bei Paw Patrol handelt es sich um eine Serie für Kleinstkinder, die die Abenteuer von Ryder und seinen Hunden zeigt.
Ryder ist ein zehnjähriger Bub, der in der sogenannten Zentrale in der Stadt „Adventure Bay“ lebt. Die Zentrale selbst erinnert stark an einen Wachturm, wie man ihn bei amerikanischen Gefängnissen findet. Nur hat Ryder keine Gefängnisinsassen im Blick, sondern die Bewohner:innen von Adventure Bay. Kommt es zu Problemen in der Stadt, schickt er sein Einsatzkommando, die sogenannte Paw Patrol, aus, um diese zu lösen. Dabei handelt es sich um sechs kleine Hunde, die allesamt Spezialfähigkeiten haben: Marshall, Chase, Rubble, Rocky, Zuma und Skye. Sie sind so konzipiert, dass sich jedes Kind mit einem dieser Hunde identifizieren kann. Einer ist sportlich, der andere ist klug, einer ist dick, der andere etwas tollpatschig, aber sympathisch usw.
Interessant ist allerdings, was genau diese Spezialfähigkeiten sind: Der Anführer des Rudels ist Chase, natürlich ein deutscher Schäferhund, der als Polizist auftritt. Marshall ist Dalmatiner und Feuerwehrmann. Skye, eine Cockapoohündin, kann fliegen und ist eine Art Bergretterin. Ein anderer Hund hat ein Schneemobil, wieder ein anderer verfügt über ein Rettungsboot. Während die Hunde auf ihre Aufträge, die sich im Wesentlichen auf die Rettung von anderen Tieren und Menschen beschränken, warten, führen sie Tätigkeiten wie z.B. Müllaufsammeln oder die Reparatur von Infrastruktur durch.
Denkt man genauer darüber nach, scheint es so, als würde Ryder mit seinen Hunden Aufgaben erfüllen, für die eigentlich der Staat mit seinen Institutionen zuständig wäre. Dazu scheint der Staat, in diesem Fall Adventure Bay, personifiziert durch Bürgermeisterin Goodway, nicht in der Lage zu sein. Generell wird die Bürgermeisterin als sehr beschränkt und inkompetent dargestellt, nur dazu fähig, irgendwelche Feiern zu veranstalten. Wird es ernst, braucht sie allerdings die Hilfe von Ryder und seinen Hunden. Anders gesagt: Wichtige Aufgaben des Staates, wie die Sicherheit, werden in den privaten Sektor ausgelagert.
Genau hier zeigt sich die generell kritische Haltung dieser Serie gegenüber dem Staat. Man könnte meinen, dass Paw Patrol nicht einmal unterschwellig mit dem kokettiert, was viele als „Neoliberalismus“ bezeichnen, aber eher „Turbokapitalismus“ ist: ein schwacher Staat, der sich auf die leistungsfähigen Privaten verlässt, weil er seine Kernaufgaben nicht erledigen kann. Spätestens mit dem Erscheinen von Paw Patrol: Der Kinofilm, in dem sogar ein Langhaardackel namens Liberty wegen seiner hervorragenden Leistungen in die Paw Patrol aufgenommen wird, lässt sich dies nicht mehr bestreiten.
Ludwig von Mises, oftmals als Urvater des Neoliberalismus bezeichnet, beschreibt in seinem Werk „Liberalismus“ bereits im Jahr 1927 aus seiner Sicht die beschränkte Rolle des Staates: „Die Aufgabe des Staatsapparates besteht einzig und allein darin, die Sicherheit des Lebens und der Gesundheit, der Freiheit und des Sondereigentums gegen gewaltsame Angriffe zu gewährleisten. Alles, was darüber hinausgeht, ist von Übel.“
Laut Paw Patrol ist der Staat nicht einmal dazu in der Lage, sondern braucht dafür motivierte und gut ausgebildete Hunde, oder anders gesagt: Söldner. Zentrale Aufgaben des Staates, wie die Sicherheit der Menschen und deren Eigentum, Gesundheit und die Erhaltung der Infrastruktur, müssen von Privatpersonen in die Hand genommen werden. Paw Patrol suggeriert den kleinen Kindern, dass man sich eben nicht auf den Staat verlassen kann – sondern nur auf sich selbst.
Sukkus: Willst du etwas erreichen und bewegen, nimm es selbst in die Hand. Auf den dummen Staat kannst du dich nicht verlassen. Dieser schmeißt dein Geld für unnötige Feiern und Statuen aus dem Fenster und erfüllt nicht die Aufgaben, die er eigentlich sollte. Ob das gute Werte sind, die den Kindern transportiert werden, sei dahingestellt. Vor allem, wenn man bedenkt, dass die meisten dieser Kinder in einem öffentlichen Krankenhaus entbunden wurden und auch einen staatlichen Kindergarten besuchen. Dass der Erfinder von Paw Patrol, Keith Chapman, seinen Wohnsitz steuersparend nach Monaco verlegt hat, spricht ohnehin Bände.