Der FLAF: Der Bauchladen der Nation
Wer so vielseitig ist, hat einen klingenden Namen verdient: der FLAF, oder auch der FamilienLastenAusgleichsFonds.
Die Familienbeihilfe ist in Österreich unbestritten eine wichtige Unterstützung für rund 1,8 Millionen Kinder. Doch aus der ursprünglichen Idee, mit der Familienbeihilfe jene zu unterstützen, die für Kinder sorgen müssen, ist ein unübersichtliches Sammelsurium an Leistungen geworden.
Die Details: Die Familienbeihilfe erhalten Eltern für jedes Kind bis zum Ende der Berufsausbildung – aber maximal bis zum Alter von 24 Jahren. Je nach Alter des Kindes zahlt der Staat monatlich einen fixen Betrag von 120,61 bis 174,68 Euro aus, der automatisch auf das Konto der:des Bezugsberechtigten ausgezahlt wird. Für jedes weitere Kind gibt es einen Zuschlag. Das Geld dafür stammt allerdings nicht, wie man meinen könnte, aus dem Budget – sondern eben aus dem FLAF, der wiederum hauptsächlich durch Dienstgeber:innenabgaben im Zuge von Lohn- und Gehaltszahlungen gespeist wird.
Symbolbild, produziert mit Midjourney AI
Dienstgeber finanzieren den FLAF
Es sind also die Arbeitgeber:innen, die den wesentlichsten Beitrag zum FLAF zahlen. Sie müssen den Beitrag mit 3,9 Prozent der Beitragsgrundlage (Lohn- und Gehaltszahlungen) selbst berechnen und beim Finanzamt abführen. Von den 7,527 Milliarden Euro, die im Jahr 2021 in den FLAF geflossen sind, stammten mit 5,989 Milliarden Euro rund 79 Prozent aus den Dienstgeber:innenbeiträgen.
Der vom Familienministerium verwaltete Fonds verteilt also Geld von jenen, die keine Unterhaltspflichten tragen, zu jenen, die aktuell für Kinder sorgen. Doch das, was ursprünglich die einzige Aufgabe des bereits seit 1968 bestehenden Fonds sein sollte, läuft heute unter „ferner liefen“ – denn die Regierungen der vergangenen Jahrzehnte haben im Laufe der Zeit alles Mögliche in den FLAF hineingepackt. Kinderbetreuungs- und Karenzgeld, Fahrtenbeihilfe und Schüler:innen-/Lehrlingsfahrtbeihilfe, Unterhaltsvorschüsse, Schulbücher und sonstige familienpolitische Maßnahmen. Damit überschreiten die Ausgaben aus dem FLAF immer wieder die Einnahmen, und der Rest muss aus dem Budget zugeschossen werden.
Die Auszahlungen für die Familienbeihilfe selbst machen heute weniger als 50 Prozent der gesamten Fonds-Ausgaben aus, wie aus dem jüngsten Bericht „Familie in Zahlen 2022. Statistische Informationen zu Familien in Österreich“ hervorgeht (siehe Grafik). Der FLAF ist inzwischen also zu einer Art Bauchladen für diverse Unterstützungsleistungen mutiert. In dieses Bild passt auch die stolze Summe von rund 2 Milliarden Euro, die aus dem FLAF in „sonstige Maßnahmen“ fließt. Das sind rund 27 Prozent der gesamten FLAF-Ausgaben.
Die Ausgaben des FLAF im Jahr 2022
In den vergangenen Jahren wurde der Beitrag zum FLAF von 4,5 auf aktuell 3,9 Prozent gesenkt, ab dem Jahr 2025 ist eine weitere Reduktion auf 3,7 Prozent vorgesehen. Unternehmen haben seit Beginn 2023 die Möglichkeit, ihren FLAF-Beitrag auf 3,7 Prozent zu reduzieren, wenn dies in einer lohngestaltenden Vorschrift festgehalten ist, was sich durch einen einfachen Aktenvermerk regeln lässt. Warum der Beitragssatz nicht einfach allgemein gesenkt wurde, erschließt sich nicht.
Die Frage, warum dieser Fonds im Wesentlichen aus den Dienstgeber:innenabgaben und nicht grundsätzlich aus dem allgemeinen Steueraufkommen gespeist wird, bleibt offen. Denn auch dem Anspruch, dass alle, die keine Kinderversorgungspflichten haben, in den FLAF einzahlen, wird dieses System nicht gerecht. So leisten etwa Beamt:innen keine Beiträge zum FLAF, erhalten aber Leistungen daraus.
SISSI EIGRUBER ist ehemalige Wirtschaftsjournalistin (WirtschaftsBlatt; Wiener Zeitung) und seit 2020 mit ihrer Agentur „TextHelden“ als PR-Beraterin selbstständig. Seit Anfang 2023 betreut sie die Kommunikation von Unternehmerisches Österreich (UNOS) und schreibt für Materie.