14. 11. 24
Digitaler Humanismus - Alexander Schmölz
Digitaler Humanismus ist eine vergleichsweise junge akademische Disziplin. Der Bildungsforscher Alexander Schmölz hat eine neu geschaffene Professur an der FH des BFI Wien dafür inne.
Im Gespräch mit Niko Alm erläutert er, was Humanismus generell ausmacht und mit welchen Problemstellungen sich digitaler Humanismus aktuell beschäftigt. Auch für die Politik ist dabei relevant, wie technologische Entwicklungen den Mensch im Zentrum haben, wie Teilhabe ermöglicht und negative Effekte vermieden werden können.
14. 10. 24
Europäische Pensionssysteme - Monika Köppl-Turyna
In Europa gibt es sehr unterschiedliche Pensionssysteme. In einer umfangreichen Studie hat ECO Austria elf Staaten unter die Lupe genommen und deren Pensionssysteme systematisch miteinander verglichen. Im Gespräch erklärt Monika Köppl-Turyna, Ökonomin und Direktorin von ECO Austria, warum die österreichischen Pensionen zwar sicher, aber keinesfalls nachhaltig sind.
Hierzulande ist es dringend geboten, sich Länder wie Schweden zum Vorbild zu nehmen und das Pensionssystem endlich auf ein solideres Fundament zu stellen.
27. 09. 24
Über „Putins Wiener Spione“ - Alexandra Venier
Die Filmemacherin Alexandra Venier und der Journalist Oliver Das Gupta haben einen investigativen Dokumentarfilm gedreht. „Die Zelle – Putins Wiener Spione“ verortet Ereignisse und Personen, die in den letzten Jahren Österreichs sicherheitspolitische Affären geprägt haben, in einem Gesamtbild, das ebenso erstaunlich, wie bedenklich – und leider auch unterhaltsam – ist.
Die Namen der handelnden Personen (Jan Marsalek, Karin Kneissl, Julian Hessenthaler, Herbert Kickl, Egisto Ott, Peter Gridling, Wladimir Putin u. v. m.) sind weitgehend bekannt, welche Verbindungen zwischen ihnen bestehen, weniger.
Alexandra Venier hat u. a. „Mit tödlichen Grüßen – Der Fall Kellermayr“ und „Wiener Zeitgeist – Aufbruch in die 80er“ produziert.
Oliver Das Gupta schreibt für den Standard und den Spiegel.
16. 09. 24
Ministerien, Politik, Demokratie - Clemens Jabloner
Clemens Jabloner war Vizekanzler und Justizminister in der Expertenregierung, die 2019 in Folge des Ibiza-Skandals eingesetzt wurde. Heute leitet der Jurist am Institut für Rechtsphilosophie der Universität Wien die Forschungsstelle Hans Kelsen und sein Kreis.
Im Materie Podcast spricht er über die Strukturierung in Ministerien, die Rolle von General- und Staatssekretär:innen, Demokratie und wo die Politik Verbesserungsbedarf hat.
05. 09. 24
Zukunftsfitte Schulen - Christoph Wiederkehr
Wiens Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr hat ein Buch mit dem Titel „Schule schaffen“ geschrieben. Darin berichtet er von seiner Zeit als Schüler, seinen Eindrücken als Bildungsstadtrat und den Gesprächen mit Schüler:innen, Eltern und Lehrkräften.
Im Materie Podcast spricht er über die existierenden Probleme an Schulen, seine Vision für die Zukunft und den großen Reformbedarf im Bildungssystem.
08. 07. 24
Die österreichischen Privatsender - Corinna Drumm
Der Verband Österreichischer Privatsender (VÖP) vertritt 20 Radio- und 17 TV-Veranstalter. Ihnen steht mit dem ORF ein übermächtiger Mitbewerber gegenüber. Die Bedrohung der traditionellen, aber gar nicht so alten Geschäftsmodelle – privates Radio und Fernsehen gibt es in Österreich gerade einmal 30 Jahre – kommt heute aber aus der Richtung der großen Technologiekonzerne.
Corinna Drumm ist seit vielen Jahren Geschäftsführerin des VÖP und erläutert im Materie Podcast die aktuellen Herausforderungen und medienpolitischen Zugänge der Branche.
24. 06. 24
After Ibiza - Julian Hessenthaler
Julian Hessenthaler ist als Urheber des Ibiza-Videos bekannt – dem Werk, das die türkis-blaue Bundesregierung Kurz I zum Fallen brachte. Diese Geschichte ist bereits so gut aufgearbeitet, dass wir sie nicht neu erzählen. Stattdessen fragen wir Hessenthaler, wie man überhaupt in die Situation kommt, für so ein Video beauftragt zu werden. Zusammen mit Fari Ramic, dem Leiter des U-Ausschuss-Teams der NEOS, reden wir über Hessenthalers Prozess und die politische Großwetterlage. Das Gespräch zeigt einige rechtstaatliche Missstände auf, die man erst durch das Beispiel Hessenthalers wirklich greifen kann.
Für eine Zusammenfassung der Hintergründe des Ibiza-Videos empfehlen wir den Podcast „Inside Austria“, der vom „Standard“ und vom „Spiegel“ betrieben wird.
10. 06. 24
Fußball: Das politische Spielfeld - Armin Hübner | Fari Ramic
Nach der Europawahl ist vor der Europameisterschaft. Im NEOS Parlamentsklub wird oft zwischen Tür und Angel diskutiert, welche Gemeinsamkeiten sich der Fußball und die Politik teilen. Schießt Geld wirklich Tore? Geht die Zeit der Traditionsklubs zu Ende? Was haben Kylian Mbappé und Sebastian Kurz gemeinsam? Und ist die entscheidende Parallele nicht das gute alte Foul? Zu Gast sind Armin Hübner, Klubdirektor im NEOS Parlamentsklub, und Fari Ramic aus dem U-Ausschuss-Team der NEOS. Zwischen den zwei großen bundesweiten Wahlkämpfen des Jahres nehmen wir uns die Zeit, um über Fußball zu reden – und darüber, was der Sport mit Politik gemeinsam hat.
13. 05. 24
Active Measures - Anton Shekhovtsov
Im Westen nennt man es „Political Warfare“, in Russland „Active Measures“ - man kann aber auch einfach „Propaganda“ dazu sagen. Gezielte Beeinflussung anderer Staaten, um politische Ziele zu erreichen, gehören seit mehr als 100 Jahren zum Arsenal der russischen Kriegsführung. Heute kommen diese aktiven Maßnahmen in vielen Formen daher: Narrative werden auf konventionellen, digitalen und verschleierten Wegen platziert, von Trollfabriken bis zur Unterstützung extremistischer Kandidatinnen und Kandidaten bei europäischen Wahlen. Der Politologe Anton Shekhovtsov beobachtet die russischen Kampagnen genau und erklärt nicht nur, wie sie funktionieren, sondern auch, wie sie wirken.
Im Podcast besprochen:
29. 04. 24
Auf der Suche nach dem Echten - Wolf Lotter
„Echt: Der Wert der Einzigartigkeit in einer Welt der Kopien“. Das ist der Titel des neuen Buches von Wolf Lotter. Er vertritt die These, dass in der „Knowledge Economy“ das Original, das Echte, immer über die Kopie triumphieren wird. Aber ist das wirklich so? Und sind wir überhaupt schon angekommen in der Wissensgesellschaft, oder sind wir nach wie vor im alten Mindset der Industrie gefangen? Wir sprechen über die alte und neue Welt der Arbeit, über die österreichische und deutsche Mentalität und darüber, wie sich die Veränderung der Wirtschaft auf die politische Stimmung auswirkt.
15. 04. 24
Mikroorganismen im Einsatz für Lebensmittelsicherheit - Martin Reich
Mit „Revolution aus dem Mikrokosmos. Nachhaltige Ernährung durch Fermentation“ hat der Biologe Martin Reich im März sein erstes Buch vorgelegt. Die dichte Lektüre erläutert anschaulich, wie Fermentation in größerem Maßstab genützt werden kann, um nachhaltige Nahrungsmittelproduktion und Ernährungssicherheit zu gewährleisten.
Martin Reich ist Gründer des Vereins Öko-Progressives Netzwerk und wissenschtlicher Mitarbeiter in der Kommunikationsagentur Biocom.
01. 04. 24
Mental Health: Jugend unter Druck - Golli Marboe
Mentale Gesundheit ist ein Thema, das spätestens mit der Pandemie mehr in den Fokus der politischen Debatte gerückt ist. Vor allem die Auswirkungen der Lockdowns auf junge Menschen sind laut Studien alarmierend: Mehr als die Hälfte der Jugendlichen haben klinisch relevante depressive Symptome. Unser heutiger Gast will helfen.
Golli Marboe organisiert die „Mental Health Days“ und spricht mit Schülerinnen und Schülern über psychische Gesundheit. In diesem Rahmen entsteht auch eine Studie, die spannende Zahlen zu Problemen und Ursachen gibt. Darüber sprechen wir im Podcast: Über seine Studie, die Hintergründe von Mental-Health-Problemen, Leistungsdruck im Bildungssystem und die Frage, ob Männer neue Vorbilder brauchen.
Für Menschen in Krisensituationen und deren Angehörige gibt es eine Reihe von Anlaufstellen. Unter suizid-praevention.gv.at finden sich Notrufnummern und Erste Hilfe bei Suizidgedanken. Gesprächs- und Verhaltenstipps insbesondere für Kinder und Jugendliche bietet bittelebe.at. Zusätzlich empfiehlt Golli Marboe gesundausderkrise.at und elternseite.at.
Telefonische Hilfe gibt es auch österreichweit bei:
- Telefonseelsorge (0–24 Uhr, kostenlos): 142
- Männernotruf (0–24 Uhr, kostenlos): 0800 246 247
- Frauenhelpline (0–24 Uhr, kostenlos): 0800 222 555
- Rat auf Draht (0–24 Uhr, für Kinder und Jugendliche, kostenlos): 147
- Kindernotruf (0–24 Uhr, kostenlos): 0800 567 567
- Kriseninterventionszentrum (Mo–Fr 10–17 Uhr): 01 406 95 95
- Amike-Telefon der Diakonie (für Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund in Farsi, Arabisch, Deutsch, Englisch und Russisch, beschränkte Telefonzeiten)
18. 03. 24
Das Leben in der Politik - Beate Meinl-Reisinger
In der letzten Folge unserer Trilogie mit Beate Meinl-Reisinger widmen wir uns einer Frage, die unser Host Stefan Schett als Reaktion auf die erste bekommen hat: „Wie ist Beate Meinl-Reisinger eigentlich wirklich drauf?“. Wir sprechen darüber, warum sich Menschen eigentlich diese Frage stellen. Wird der Politik immer Inszenierung unterstellt? Und wenn ja: Zu unrecht? Wie ist das Leben als Parteichefin, wie wirkt sich das auf das Privatleben aus? Ein Gespräch über intrinsische Motivation, „Mental Load“ und das Authentische in der Politik.
Im Podcast besprochen:
04. 03. 24
Musikwirtschaft: 45 Revolutionen pro Minute - Hannes Tschürtz
Erlösmodelle, Verdienstmöglichkeiten, Verwertungsrechte und vieles mehr sind ständige Diskussionspunkte in der Musikwirtschaft und der daran interessierten Öffentlichkeit. Auf der einen Seite astronomische Ticketpreise, auf der anderen Seite astrologische Preisbildungen bei Streamingdiensten. Die Branche ist nicht nur gefühlt alle paar Jahre im Umbruch.
Hannes Tschürtz, der Gründer von ink-music (u. a. Garish, Kerosin 95), ist ein langjähriger Gestalter, Beobachter und Netzwerker der österreichischen Musikwirtschaft, der alle diese Themen auf der Höhe dieser Zeit mitdiskutiert hat und für das Materie-Publikum die dummen Fragen von Niko Alm beantwortet.
Weiterführende Links:
- Artikel: UK government rules out broadcast-style equitable remuneration for music
- Podcast: The Europe In Synch Podcast
- Buch: Shain Shapiro "This Must Be The Place - How Music Can Make Your City Better“
- Hannes Tschürtz auf X
19. 02. 24
Wie kriegen wir das wieder hin? - Beate Meinl-Reisinger
Folge 38: Im zweiten Teil unserer dreiteiligen Serie mit Beate Meinl-Reisinger geht es vor allem um eines: Um Reformen. Wir fangen an, indem wir über die Mitte reden, und kommen dann von Bildung über Wirtschaft über Gesundheit bis zur Frage, wie wir mit den sozialen Medien tun. Die NEOS-Chefin spricht über dringend notwendige Veränderungen, einen „neuen Biedermeier“ und realistische, erwünschte und überraschende Reformvorschläge. Und am Ende geht's dann auch noch um Wintersport.
Im Podcast besprochen:
05. 02. 24
The Orbán Playbook - Krisztina Rozgonyi
Folge 37: In der Materie haben wir schon oft über Orbánisierung geschrieben. Das Konzept, das sich vom Namen Viktor Orbáns ableitet, bezeichnet die schleichende Entdemokratisierung einer Gesellschaft - wobei man über das Wort „schleichend“ vielleicht sogar streiten kann. Denn Krisztina Rozgonyi behauptet, es wäre eigentlich ganz schnell gegangen. Sie leitete die Telekom-Regulierungsbehörde in Ungarn, die entscheidend für den ungarischen Medienmarkt war. Und dann kam Viktor Orbán. Im Podcast erzählt sie uns, wie er sein Land zu einem autoritären Regime umbauen konnte, wie sich das auf die Medienlandschaft auswirkt und was Herbert Kickl meint, wenn er „Machen wir es wie der Orbán“ sagt. Eine beeindruckende Warnung - vor allem, wenn sie ihre persönliche Geschichte einfließen lässt.
22. 01. 24
Wendepunkt - Beate Meinl-Reisinger
Folge 36: Beate Meinl-Reisinger muss man wahrscheinlich nicht weiter vorstellen. Die Parteichefin von NEOS ist im Superwahljahr 2024 omnipräsent - und hat rund um den Jahreswechsel ein Buch geschrieben. Es heißt „Wendepunkt“ und widmet sich einem weiten Themenspektrum. In der ersten von mehreren Folgen mit Beate sprechen wir über ihre persönliche Motivation, über den Zustand der politischen Debatte in Österreich und über die autoritäre Drohkulisse, die uns bei den EU- und Nationalratswahlen droht. Und: Die Neo(s)-Autorin liefert auch den ein oder anderen Spoiler aus „Wendepunkt“.
18. 12. 23
Investigativ mit Behinderung - Lukas Burnar
Folge 35: Andererseits ist ein Magazin für Behinderung und Gesellschaft, bei dem Journalistinnen und Journalisten mit und ohne Behinderung „gleichberechtigt, kritisch und fair bezahlt“ arbeiten. Man könnte und sollte auch „investigativ“ hinzufügen. Die erste Recherche mit breiter Aufmerksamkeit richtete sich gegen die problembehaftete ORF-Sammelaktion „Licht ins Dunkel“. Vor Kurzem entstand gemeinsam mit dem Investigativmedium „Dossier“ und dem Karikaturisten Gerhard Haderer eine (gedruckte) Ausgabe über Behinderungen am österreichischen Arbeitsmarkt.
Der Mitgründer und Co-Geschäftsführer von andererseits Lukas Burnar erörtert im Gespräch mit Niko Alm Hintergründe zu diesem Projekt und das Wirken von Andererseits.
04. 12. 23
Zwei neue U-Ausschüsse - Fari Ramic
Fari Ramic hat schon drei U-Ausschüsse von innen gesehen, aber nächstes Jahr um diese Zeit werden es schon fünf sein. Denn nächstes Jahr kommen sowohl der „Cofag-“ als auch der „Rot-Blaue Machtmissbrauch-U-Ausschuss“: zwei parlamentarische Untersuchungen, die in kürzester Zeit mitten im Wahlkampf abgehalten werden. Aber wäre nicht schon längst klar, wie man Korruption bekämpfen müsste? Brauchen wir überhaupt neue Untersuchungen? Und wie schaut's eigentlich mit der Video-Übertragung aus, für die sich die ÖVP jetzt doch rhetorisch begeistern lässt? Ein Gespräch über viele Facetten der Korruption, die politische Kultur – und die Frage, wer eigentlich der bessere Populist war: Haider oder Kurz?
06. 11. 23
Entfaltung und das Abenteuer Menschsein - Matthias Strolz
Mit Matthias Strolz kann man über so gut wie alles reden. Der wortgewaltige Ex-NEOS-Chef ist in seiner Post-Politik-Karriere an vielen Projekten beteiligt, spricht über Innen- und Außenpolitik. Aber eines haben all seine Projekte gemeinsam: Die Entfaltung. Sie zieht sich durch seine persönliche Biographie, erklärt seine bildungspolitischen Ansichten und ist die Brille, durch die er die Welt sieht. Das wird auch in diesem Podcast-Gespräch deutlich, in dem es um eine wilde Sammlung an Themen geht: Von der Bildungspolitik in Wien über TikTok und Cannabis bis zur globalen autoritären Welle und sein neues Musikprojekt mit Kurt Razelli.
23. 10. 23
Die unheilige Allianz von Staat und Kirche - Thomas Schüller
In seinem Buch „Unheilige Allianz“ reflektiert Thomas Schüller die Rolle der beiden großen deutschen Volkskirchen in der Bundesrepublik Deutschland. In der Wortwahl ist er direkt und heftig. Er kritisiert den Umgang der katholischen Kirchen mit sexuellem Missbrauch und dessen Vertuschung, Sonderregelungen im Arbeitsrecht und das Festhalten der Kirchen an ihren Privilegien. Im Gespräch mit Niko Alm werden auch Parallelen und Unterschiede zu der Situation in Österreich aufgezeigt.
Thomas Schüller ist Katholik und Professor für kanonisches Recht an der Universität Münster.
09. 10. 23
Und, was ist deine Lieblings-Verschwörungstheorie? - Florian Aigner
Verschwörungstheorien liegen in der Luft. Sie dominieren nicht nur Telegram-Kanäle, sondern werden auch im Nationalrat offen angesprochen. Im Gespräch mit Florian Aigner fragt sich Chefredakteur Stefan Schett, wie wir als Gesellschaft, aber auch als Individuum damit umgehen sollen. Und damit es nicht nur eine Folge wird, in der sich beide einig sind, channelt Stefan seinen inneren Verschwörungstheoretiker – und lässt Aigner auf Fragen antworten, die eher von außerhalb seiner Bubble kommen.
25. 09. 23
Risikokapital: Treibstoff für Innovation - Lucanus Polagnoli
Venture Capital kennen wir alle als Begriff, aber was mit diesem Risikokapital wirklich genau passiert, wie es in die Unternehmen gelangt und welche Rolle VCs dabei spielen, ist vermutlich kein breites Wissen.
Lucanus Polagnoli betreibt mit Calm/Storm seit einigen Jahren selbst einen kleinen VC. Davor arbeitete er lang bei einer internationalen Wirtschaftsprüfung, war selbst Geschäftsführer eines Startups und im Management eines großen VCs.
Aus seinem Berufsvorleben kennt er den Umgang mit Wagniskapital aus jeder Perspektive.
14. 08. 23
Angriffe auf die liberale Gesellschaft - Constanze Stelzenmüller
Es war einmal eine These. In der Politikwissenschaft wurde nach dem Fall der Sowjetunion die Vermutung laut, dass ein „Ende der Geschichte“ eingetreten sei. Ab jetzt, so die Vorstellung, würde sich die liberale Demokratie, gepaart mit freier Marktwirtschaft, überall durchsetzen, denn sie habe den Systemkampf endgültig gewonnen.
2023 klingt diese Vermutung wirklich mehr und mehr nach einem Märchen: Mit dem Aufstieg extremer Parteien im Westen und einem „democratic backsliding“, das wir in weiten Teilen der Welt beobachten können, sieht es eher so aus, als würde die Welt autoritärer werden.
Wie steht es um die liberale Gesellschaft? Wie wehrhaft sind unsere Demokratien? Und was macht der Krieg in der Ukraine mit uns als Bürgerinnen und Bürger? All diese Fragen besprechen wir mit Constanze Stelzenmüller. Sie ist Expertin in vielen Bereichen der internationalen Politik und arbeitet aktuell für die Brookings Institution, wo sie sich mit Sicherheitspolitik beschäftigt. Bei ihrer „Rede an die Freiheit“ wies sie auf den neuen Druck auf das liberale System hin, und auch in unserem Podcast kombiniert sie die Problemanalyse mit einem hoffnungsvollen Ausblick.
Im Podcast besprochen:
- Constanze Stelzenmüller: Rede an die Freiheit am 16. Juni 2023 in Wien
- Francis Fukuyama: The End of History and the Last Man (1992)
- Heinrich Kleist: Die Marquise von O.... (1808)
31. 07. 23
Eine Annäherung an das bedingungslose Grundeinkommen - Georg Schildhammer
Folge 28: Das politische Konzept eines bedingungslosen Grundeinkommens (BGE) ist nicht neu. Ideengeschichtlich wurde es in Teilaspekten immer wieder aufgeworfen und auch in die Praxis umgesetzt – auch wenn es bislang zu keiner Zeit jemals ein tatsächliches BGE gegeben hatte, das diesen Namen auch verdient hätte und über einen (lebens)langen Zeitraum ausbezahlt wurde. Gerade weil die Praxistauglichkeit noch nie umfassend überprüft werden konnte, kehrt das Konzept immer wieder in den politischen und politphilosophischen Diskurs zurück.
Seine Anziehungskraft ergibt sich auch aus den verschiedenen Begründungen, die zu einer Einführung geltend gemacht werden können, denen Argumente gegenüber stehen, die sich ebenso an Prinzip und Praxis ausrichten. Die politischen Lager sind in diesem Thema selbst oft gespalten.
Georg Schildhammer und Niko Alm – beide nur studierte Philosophen, aber keine Experten im Thema – versuchen in einem etwas längeren Gespräch das Für und Wider eines bedingungslosen Grundeinkommens gegeneinander abzuwägen.
Weiterführende Links:
- "Bedinungsloses Grundeinkommen - Grundlagentexte" herausgegeben von Philip Kovce und Birger P. Priddat (Suhrkamp)
17. 07. 23
Einblicke in den Klimajournalismus - Verena Mischitz
Folge 27: Verena Mischitz ist selbständige Klima-Journalistin und war davor im Video-Team des „Standard“. Dort erklärte sie mit Analogien und Metaphern, wie komplexe Phänomene dazu beitragen, dass unsere Welt heißer wird - also die Wissenschaft hinter der aktuellen Hitzewelle. Vor Kurzem wurde sie für ihre Arbeit im Netzwerk Klimajournalismus Österreich mit dem K3-Preis für Klimajournalismus ausgezeichnet. Wir sprechen darüber, wen Journalist:innen erreichen wollen, wie man komplexe Zusammenhänge erklärt und warum sie meint, dass jede Story eine Klima-Story ist.
Im Podcast besprochen:
03. 07. 23
Experimentalfilmer und fleischgewordener Hackerspace - Johannes Grenzfurthner
Vor Kurzem – Ende Juni – feierte die Kunstgruppe monochrom ihren 30. Geburtstag. Das bedeutet, dass deren Mitgründer Johannes Grenzfurthner unter Berücksichtigung eines kleinen Rundungsfehlers 2/3 seines Lebens mit dem Schaffen genres*erweiternder Produktionen zugebracht hat – ohne über die Nabelschnur des geförderten Gefälligkeitskunsthandwerks alimentiert zu werden. Letzteres führt ja gerade im Bereich des österreichischen Films dazu, dass die immergleichen Regisseur- und Schauspieler:innen ihren kommerziellen Erfolg im Vor-, Mittel-, Hauptabend- und Wiederholungsprogramms suchen und finden. Die Dokusoap „Muttertag“ gilt ja als der österreichische „Groundhog Day“.
Der * in den „genres*erweiternden Produktionen“ ist übrigens so etwas wie eine Fußnote, die jetzt schon in der Mitte des Textes erläutert wird. Warum auch nicht. Mit der Erweiterung des Genres zum Plural von genreserweiternd hat der Duden noch keine Freude, aber so lässt sich ganz praktisch feststellen, dass Grenzfurthner in mehreren Disziplinen des Kunstbetriebs innoviert. In jüngster Zeit widmete er sich hauptsächlich dem Experimentalfilm und folglich dreht sich diese Episode des Materie-Podcasts um Horror, Nerdkultur und die Schwierigkeit der österreichischen Filmförderung.
Johannes Grenzfurthner ist seit Kurzem auch Kolumnist beim Magazin Profil.
Weiterführende Links:
- Website von monochrom
- Film „Traceroute“ (2018)
- Film „Masking Threshold“ (2021)
- Film „Razzennest“ (2022)
- Film „Hacking at Leaves“ (2023) - noch nicht veröffentlicht
19. 06. 23
Was kommt da auf die Arbeitswelt zu? - Lisa Herzog
Die Frage, wie wir in Zukunft arbeiten werden, hat in den letzten Jahren Relevanz gewonnen. Nicht erst seit den beeindruckenden Fortschritten im Bereich der künstlichen Intelligenz, sondern auch wegen Debatten rund um Arbeitszeitverkürzung und neue Unternehmensformen. Gefühlt stehen viele Zukunftstrends unmittelbar bevor oder haben gerade begonnen. Diese diskutieren wir mit der Philosophin Lisa Herzog, die in ihrem Buch „Die Rettung der Arbeit“ (Hanser Verlag, 2019) genau solchen Fragen nachgeht. Es geht darum, welche Jobs in Zukunft ersetzt werden, welche Trends die Veränderungsprozesse in der Wirtschaft auslösen und welche politischen Fragen sich dadurch stellen.
05. 06. 23
Wir müssen über Geld reden - Larissa Kravitz
„Über Geld redet man nicht“, so könnte man die öffentliche Meinung zu Finanzthemen wohl zusammenfassen. Auch in Zeiten, in denen wir durch die Inflation ärmer werden, tendiert Österreich zur Liebe für das Sparbuch und zur Skepsis vor den Finanzmärkten. Haben wir zu wenig Finanzbildung? Und wenn ja, was sollten wir eigentlich wissen, was sollten wir wirklich diskutieren? Darüber spricht Stefan Schett mit Larissa Kravitz, vielen besser bekannt als „Investorella“. In ihrem eigenen Finanz-Podcast gibt sie Tipps dazu, wie man sich vor der Inflation schützt und Wohlstand aufbaut. Ein Gespräch über die politische Komponente der eigenen Finanzen, die größten Risiken für die eigene Geldbörse und die Geschlechter-Unterschiede beim Thema Geld.
30. 05. 23
Transformationskompetenz für Mensch, Medien und Politik - Wolf Lotter
Mit Wolf Lotter nur ein Thema in einem eng abgesteckten Feld zu besprechen, wäre nicht nur Zeitverschwendung, sondern wahrscheinlich auch schwer möglich. Zu groß wäre die Versuchung, Zusammenhänge herzustellen und Entwicklungen zusammen zu denken. Als Autor und Mitgründer des Wirtschaftsmagazins brand eins macht er genau das auch seit vielen Jahren. Mit seinem Antireduktionismus wendet sich Lotter gegen die Vereinfachung der Welt durch Komplexitätsreduktion. Er lebt und predigt Kontextkompetenz in einer Welt, die permanente Transformation abverlangt.
Die Notwendigkeit der Anpassung ohne Angepasstheit gilt unter anderem auch für den Journalismus in jeder Form – insbesondere auch der des öffentlichen Rundfunks, der ebenso Thema des Gesprächs mit Niko Alm ist, wie die sogenannte künstliche Intelligenz, Digitalisierung und die Wahrhaftigkeit von Information.
Wolf Lotter ist Mitglied des ORF-Publikumsrats (entsendet vom NEOS Lab).
Weiterführende Links und Literatur:
- Website von Wolf Lotter
- brand eins
- „Zusammenhänge“ (Edition Körber, 2020)
- „Unterschiede“ (Edition Körber, 2022)
22. 05. 23
Sensibilitäten im gesellschaftspolitischen Diskurs - Svenja Flaßpöhler
Die Philosophin und Publizistin Svenja Flaßpöhler widmet sich als Chefredakteurin des und mit dem philosophie Magazin aktuellen gesellschaftspolitischen Fragestellungen aus philosophischer Perspektive.
Im Gespräch mit Niko Alm wird die mediale Konstruktion von wahrgenommenen Wirklichkeiten beleuchtet. In der Verteidigung dieser in weltanschaulich kollektiv gepflegten Realitäten entstehen Verletzlichkeiten, die die Frage nach der Grenzziehung von Sensibilität und Übersensibilität oder von wichtiger nachvollziehbarer Thematisierung von Ungerechtigkeiten und der Nutzung derselben, um Gruppen Vorteile zu verschaffen, beleuchten. Ihr 2021 erschienenes Buch „Sensibel“ leistet einen Beitrag, diese Aushandlungszone abzustecken.
Weiterführende Links und Literatur:
- Website von Svenja Flaßpöhler
- philosophie Magazin
- Sensibel (Klett-Cotta, 2021)
08. 05. 23
Von Rechten und Rechtsextremen - Bernhard Weidinger
Links oder Rechts? Anhand dieser Frage orientiert sich die politische Debatte in Österreich. Aber was ist eigentlich rechts, was ist rechtsextrem? Und was, wenn sich Liberale in dieser Skala nicht einzeichnen wollen? Darüber diskutieren wir mit Bernhard Weidinger vom Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands. Er forscht zu Rechtsextremismus und versteht, um welche Begriffe es in dieser Debatte geht. Ein Gespräch darüber, was rechts ist und ob man den Rechten den Patriotismus-Begriff wegnehmen kann – garniert mit Abschweifungen in die Innenpolitik.
24. 04. 23
Korruption in Österreich: Inside U-Ausschuss - Brian Schmidt und Katharina Kainz
Korruptionsvorwürfe sind nicht nur zahlreich, sie sind auch für viele extrem unübersichtlich. Zwischen zahlreichen Chats, technischen Titeln wie „Sektionschef“ und Angriffen auf die Justiz ist es oft schwer, das Gesamtbild zu sehen. Um etwas Licht ins Dunkel zu bringen, spricht Stefan Schett mit Brian Schmidt und Katharina Kainz, die den ÖVP-Korruptions-U-Ausschuss für NEOS begleitet haben. Sie erzählen, warum dieser U-Ausschuss überhaupt diesen Namen trägt, worum es inhaltlich ging, welche neuen Erkenntnisse dadurch gewonnen wurden – und wie es jetzt weitergeht.
11. 04. 23
Recht und Aktivismus - Ralph Janik
„Ökozid“, Klima-Klagen, Unterstützung von Protesten – wird das Recht zur Alternative, wenn die Politik versagt? Und wenn ja, wie demokratisch ist das? Darüber spricht Stefan Schett mit Ralph Janik. Er ist Universitätslektor mit Schwerpunkt auf Völkerrecht und Menschenrechte und hat gerade ein Buch zum Thema veröffentlicht: „Umwelt und Strafe“. Ein Gespräch über das Spannungsverhältnis zwischen Recht und Aktivismus.
27. 03. 23
Kunstfreiheit und Klischee - Christian Bazant-Hegemark
Das Verhältnis von Kunst und Politik ist schwierig. Der Gesetzgeber windet sich um eine Definition von Kunst und will ihr doch Freiheiten gewähren, die über die Einschränkungen des nicht-künstlerischen Rechts auf freie Rede hinausgehen. Ohne zu definieren lässt sich auch weder fördern oder regulieren.
Im Gespräch schreiten Christian Bazant-Hegemark und Niko Alm die Grenzen des Kunstbegriffs ab.
Bazant-Hegemark arbeitete früher einmal als Programmierer und ist heute als Doktor der Philosophie promovierter Künstler, der neben seinem eigenen Schaffen diverse Projekte in der Kreativbranche, darunter u. a. den Podcast Kunst und Klischee, betreibt.
13. 03. 23
Die Zukunft öffentlich-rechtlicher Medien - Matthias Künzler
Die Finanzierung des ORF soll von einer geräteabhängigen Gebühr auf eine Abgabe auf Wohnraum umgestellt werden. Die Schieflage, dass mehrere Zahlende damit weit günstiger aussteigen als Menschen, die alleine leben, wird nicht einmal diskutiert. Ebenso wenig wird die Aufgabe des ORF in der Republik bei dieser Gelegenheit evaluiert oder konstruktiv hinterfragt. Das ist nicht nur eine verpasste Chance, sondern ein Versäumnis, den ORF für die Zukunft abzusichern.
Welche Rolle sollen oder können öffentlich-rechtliche Medien, die von der Allgemeinheit getragen werden, in einer liberalen Demokratie überhaupt spielen? Matthias Künzler, Medienwissenschafter und Professor an der Freien Universität Berlin, und Niko Alm werfen einen vergleichenden Blick auf die Öffentlich-rechtlichen in den deutschsprachigen Ländern und darüber hinaus.
14. 02. 23
Russische Propaganda: gezielte Desinformation im Krieg - Dietmar Pichler
Man sagt, im Krieg sei das erste Opfer die Wahrheit. Gerade im Ukraine-Krieg kann es auch herausfordernd sein, den Überblick zu behalten: Was ist wahr, was Propaganda? Seit Putins Angriff kursieren unzählige Narrative, die im Interesse des Kremls verbreitet werden. Von Neonazis in der Ukraine ist da die Rede, von einer „Umzingelung“ Russlands durch die NATO. Und in Kyiv, da sei mittlerweile Russisch verboten.
Um einzuordnen, was nur ein Narrativ ist und was wahr, sprechen wir mit dem Desinformations-Experten Dietmar Pichler. Er beobachtet die russischen Propaganda-Kanäle wie kein anderer und arbeitet seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs unermüdlich daran, die Botschaften Moskaus einzuordnen. Wir versuchen, die Gegenseite einzunehmen und ihn mit Mythen rund um den Krieg zu konfrontieren. Und wir besprechen, wie man mit denen redet, die „einen wie Putin wollen“.
30. 01. 23
Konstruktive Politik - Andreas Sator
Andreas Sator ist einer der erfolgreichsten Podcaster Österreichs. In seinem Buch „Alles gut?“ und seiner gleichnamigen Kolumne im „Standard“ schreibt er über konstruktive Lösungen für die Klimakrise und andere große Herausforderungen unserer Zeit. Mit Stefan Schett spricht er darüber, ob wir bald alle Insekten essen werden, welche Rolle Medien bei der Suche nach politischen Lösungen spielen, über extra große Plastikstrohhalme und darüber, was man berücksichtigen muss, wenn man zu einer Lösung kommen will.
16. 01. 23
Impact Litigation: Politik mit Recht - Wolfram Proksch
„WAS IST DER PROKSCH BITTE FÜR EIN ROCKSTAR?“
Das war das Feedback unseres Soundengineers auf das Gespräch mit dem Wiener Anwalt, das Niko Alm mit ihm Ende November 2022 geführt hat. Das beschreibt zwar noch nicht, was Wolfram Proksch genau macht, aber es kann als Indikator dafür genommen werden, dass seine Aktivitäten geeignet sind, öffentlich-politischen Eindruck zu hinterlassen. Kein Zufall: Mit seiner Kanzlei ETHOS.legal hat er sich auf Impact Litigation spezialisiert, ein juristisches Feld, das als strategische Klageführung dazu dient, bürgerrechtliche Anliegen auf dem Rechtsweg zu unterstützen und durchzusetzen. Seine Fälle sind dementsprechend öffentlichkeitswirksam wie etwa die Einbringung einer Strafanzeige vor dem Internationalen Strafgerichtshof gegen den brasilianischen (Ex-)Präsidenten Jair Bolsonaro, das Verfahren für Betroffene/Umweltorganisationen gegen die 3. Piste am Flughafen Wien Schwechat oder das erfolgreiche Verfahren vor dem VfGh gegen das strikte Verbot der Sterbehilfe.
02. 01. 23
Schein-Klimaschutz - Reinhard Steurer
Die Klimakrise ist vermutlich das größte Probleme unserer Zeit – und wird dennoch falsch diskutiert. Mit dieser Ausgangsthese geht Stefan Schett in diese Folge des Materie-Podcasts. Wenn es eigentlich darum gehen sollte, schnell aus Kohle, Öl und Gas auszusteigen, warum diskutiert der Großteil nur über „Klima-Kleber“ und über mehr oder weniger sympathische Formen des Protests?
Das fragt unser Host den Klimawissenschaftler Reinhard Steurer von der BOKU. Er beschäftigt sich mit der politischen Dimension des Klimaschutzes. Seine These: Die Menschen sind sehr gut darin, Ausreden für ihr eigenes Verhalten zu finden und sehnen sich nach „Schein-Klimaschutz“, der nicht wirklich etwas verändert. Ein Gespräch über die Worst-Case-Szenarien für das Klima, die politischen Akteure im Klimaschutz und die Frage, ob man denn so demonstrieren darf.
19. 12. 22
Der politische Atheist - Niko Alm
Niko Alm ist nicht nur Co-Host des Materie-Podcasts, sondern auch international bekannt. Sein Führerscheinfoto, auf dem er ein Nudelsieb trägt, machte weltweit Schlagzeilen und wird nach wie vor aufgebracht, wenn es um die Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters geht. Als Kritiker des Verhältnisses von Republik und Religion und Atheist ist er heute in anderer Rolle als Gast im Podcast - es geht darum, wie er die Rolle des Glaubens in Österreichs Politik sieht, was hinter dem Nudelsieb steckt und ob er als Atheist eigentlich Weihnachten feiern darf.
Sein Buch zum Thema „Ohne Bekenntnis – Wie mit Religion Politik gemacht wird“ ist 2019 im Residenz Verlag erschienen.
05. 12. 22
Wiener Klubkultur x Stadtpolitik - Martina Brunner
Der Klub ist in der Politik alles andere als ungebräuchlich. Die „Allgemeinen Vertretungskörper“ beheimaten als Repräsentationsorgane in Bund, Ländern und Gemeinden diverse parteipolitische Klubs. Materie – ja, dieses Medium – wird auch von einem Parlamentsklub finanziert.
Mit Klubkultur (oder auch Clubkultur) als nachtgastronomisches Ökosystem hat das noch nicht viel zu tun. Dieses Thema ist aber eines, das der Stadt Wien zu einem politischen Anliegen wurde, weshalb das seit Anfang 2020 laufende Pilotprojekt der Vienna Club Commission vor kurzem, seit Herbst 2022, in den Regelbetrieb überführt wurde und sich damit auch als politisches Thema festgesetzt hat.
Die Co-Geschäftsführerin der Vienna Club Commission (VCC) Martina Brunner grenzt im Gespräch mit Niko Alm den Begriff der Klubkultur genauer ein und erklärt, welchen Beitrag ihre Organisation im Interessenausgleich zwischen Veranstalter:innen, Besucher:innen, Anrainer:innen, Gastronom:innen und Behörden leisten kann. Es geht dabei unter anderem um Sperrstunden, Awareness und Drogen.
21. 11. 22
Die Brutalliberale - Anna Schneider
Anna Schneider polarisiert. In der deutschen Zeitung "Die Welt" schreibt sie regelmäßig Kommentare zu Themen wie Cancel Culture und Identitätspolitik - aber auch zu ihrem Verständnis von Liberalismus. Der Bezeichnung "brutalliberal", die sie für sich selbst wählt, widmet sie ihr neues Buch "Freiheit beginnt beim Ich: Liebeserklärung an den Liberalismus".
Unser Host, Stefan Schett, verortet sich auch als liberal - aber doch nochmal ganz anders. Im Gespräch gehen die beiden der Frage nach, welche Arten von Liberalismus es gibt. Gibt es sowas wie "linksliberal" eigentlich? Welche Rolle darf der Staat einnehmen? Würden wir alles nochmal genauso machen wie vorher? Und warum werden Liberale eigentlich so gerne mit Rechten verwechselt?
07. 11. 22
Medienpolitik und ORF, Status und Ausblick - Matthias Karmasin
Im Zuge der digitalen Transformation und ihrer Signifikanz für den traditionellen Medienmarkt und seine Geschäftsmodelle hätte Medienpolitik eigentlich zu einem sehr dynamischen Politikfeld werden müssen – zumindest theoretisch. In der Praxis können die betroffenen (also alle) Medienhäuser mit der Entwicklung kaum Schritt halten, der Gesetzgeber noch weniger. Das Schicksal der Wiener Zeitung etwa wurde vor kurzem ganz unstrategisch durch Versäumnisse und Zeitablauf der bisherigen Finanzierungsform besiegelt. Es hätte auch kreativere Lösungen gegeben.
Das Gespräch von Matthias Karmasin mit Niko Alm wurde aufgezeichnet, als noch nicht entschieden war, was aus dieser, der ältesten noch erscheinenden Tageszeitung, werden wird; es streift den Fall nur am Rand und widmet sich eher grundsätzlicheren Fragen zum Verhältnis von Republik und Medien, der Rolle des ORF als Infrastruktur, der damit verbundenen Aufgaben und seinem Budget. Nach dem Entscheid des Verfassungsgerichtshofs, dass die "Streaming-Lücke" per 1.1.2024 geschlossen werden muss, ist die Politik gefordert, den öffentlich-rechtlichen Rundfunk anders zu finanzieren.
Matthias Karmasin ist Universitätsprofessor für Kommunikationswissenschaften und Direktor am Institut für vergleichende Medien- und Kommunikationsforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.
Weiterführende bzw. besprochene Literatur:
- Alm, Niko: "ORF unser: Das nahende Ende der GIS ist eine medienpolitische Chance" in: Der Standard (4. August 2022)
- Gundlach, Hardy: "Der Öffentlich-Rechtliche Rundfunk in der digitalen Transformation. Eine ordnungstheoretische Analyse" in: Die digitale Transformation der Medien - Leitmedien im Wandel (Springer Gabler, 2022)
- Herzog, Christian: "Zur Indexierung des Rundfunkbeitrags in der digitalen Transformation" in: Die digitale Transformation der Medien - Leitmedien im Wandel (Springer Gabler, 2022)
- Murschetz, Paul: "Die Zukunft des ORF im digitalen Zeitalter. Drei Zukunftsszenarien und die Frage der Gebührenfinanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Österreich" in: Die digitale Transformation der Medien - Leitmedien im Wandel (Springer Gabler, 2022)
- Interview mit Matthias Karmasin: „"Haushaltsabgabe mit Augenmaß" für ORF“ in: Der Standard (19. August 2022)
- Interview mit Niko Alm: „Definieren, was der ORF künftig können soll“ in: krone.tv (14. September 2022)
24. 10. 22
Der „Blasphemieparagraph“ - Peter Bußjäger
Der § 188 StGB, der die „Herabwürdigung religiöser Lehren“ unter Strafe stellt, wirkt ein wenig aus der Zeit gefallen. Er wird auch gerne als „Blasphemieparagraph“ bezeichnet, was seinem Wesen allerdings sowohl in seiner Formulierung als auch in der praktischen Judikatur nicht (mehr) entspricht.
Ist der besondere Schutz des „religiösen Friedens“, der sich in der Praxis nur auf die gesetzlich anerkannten Religionen erstreckt, im 21. Jahrhundert auch in seiner entschärften Version noch gerechtfertigt? Wieviel Toleranz für derartige Ausnahmen kann einer zunehmend pluralistischen Bevölkerung zugemutet werden?
Sich Antworten auf diese und andere Fragen anzunähern, versuchen Peter Bußjäger und Niko Alm im Gespräch, das sie von verschiedenen Positionen aus in Angriff nehmen. Peter Bußjäger ist Universitätsprofessor für Verfassungs- und Verwaltungsrecht an der Universität Innsbruck; er gilt als der Föderalismusexperte.
Weiterführende bzw. besprochene Literatur:
- Alm, Niko: Ohne Bekenntnis – Wie mit Religion Politik gemacht wird (Residenz, 2019)
- Fourest, Caroline: In Praise of Blasphemy (Grasset, 2015)
- Grabenwarter, Christoph; Pabel, Katharina: Europäische Menschenrechtskonvention (C. H. Beck, 7. Aufl. 2021)
- Kalb, Herbert; Potz, Richard; Schinkele, Brigitte: Religionsrecht (Facultas, 2013)
- Leiter, Brian: Why Tolerate Religion? (Princeton University Press, 2013)
- Somek, Alexander: „Kirche und Kunst sind nicht gleich“ in: diepresse.com (5. August 2022)
10. 10. 22
Standortfrage Start-ups - Hannah Wundsam
Hannah Wundsam ist Managing Director bei Austrian Start-ups - und damit Expertin dafür, was österreichische Start-ups brauchen. Wir sprechen mit ihr darüber, was eigentlich ein Start-up von anderen Unternehmen unterscheidet, wie attraktiv der Standort Österreich für Gründer:innen ist und wo es noch Verbesserungsbedarf gibt.
26. 09. 22
Klischees und Konsequenzen der Corona-Pandemie - Jakob-Moritz Eberl
Was hat die Corona-Pandemie nur mit uns gemacht? Wenn man in Klischees denken will, liegt der Verdacht nahe, dass sich da ein Haufen Verschwörungstheoretiker radikalisiert hat und das Institutionenvertrauen zerstört ist.
Ob das wirklich so ist, darüber spricht Stefan Schett mit Jakob-Moritz Eberl. Er arbeitete am Austrian Corona Panel Project der Universität Wien, das seit Anfang der Pandemie laufend Daten erhoben hat, wie sich die Krise auf die Meinung der Bevölkerung auswirkt. Er gibt uns einen evidenzbasierten Überblick darüber, was die Pandemie verändert hat - und einen Ausblick auf die Folgen der Energiekrise.
12. 09. 22
(Wider die) Frauenquote - Georg Schildhammer
Die Frauenquote gilt als Werkzeug zur Gleichstellung der Geschlechter im Sinne einer repräsentativen Verteilung, die sich je nach Wahrnehmung von selbst nicht oder nur zu langsam einstellt.
Ob eine – durch eine durch Quotierung herbeigeführte – Verteilung, die jener in der Bevölkerung entspricht, und die sich in der Regel auf Führungsebenen beschränkt, Ungerechtigkeiten beseitigt, bleibt prima vista ebenso unbeantwortet wie die Frage, ob eine Ungleichverteilung überhaupt Ungerechtigkeit widerspiegelt. Eine verpflichtende Frauenquote wirft eine Reihe von grundsätzlichen Problemen auf, die Georg Schildhammer im Gespräch mit Niko Alm erläutert.
Georg Schildhammer ist Autor, Philosoph und Lektor an mehreren Fachhochschulen und Privatuniversitäten.
Weiterführende bzw. besprochene Literatur:
- Dubitans, Thomas: Die Qual der Zahl. Plädoyer gegen die Frauenquote
- Ebert, Thomas: Soziale Gerechtigkeit. Ideen. Geschichte. Kontroversen.
- Heidenreich, Felix: Theorien der Gerechtigkeit. Eine Einführung
- Holzleithner, Elisabeth: Gerechtigkeit
- Pinker, Steven: Aufklärung jetzt: Für Vernunft, Wissenschaft, Humanismus und Fortschritt. Eine Verteidigung
- Pinker, Susan: Das Geschlechter-Paradox. Über begabte Mädchen, schwierige Jungs und den wahren Unterschied zwischen Männern und Frauen
- Rössler, Beate (Hg.): Quotierung und Gerechtigkeit. Eine moralphilosophische Kontroverse
- Schröder, Martin: Wann sind wir wirklich zufrieden? Überraschende Erkenntnisse zu Arbeit, Liebe, Kindern, Geld
29. 08. 22
Politische Macht - Laurenz Ennser-Jedenastik
Laurenz Ennser-Jedenastik ist Professor für Politikwissenschaft an der Universität Wien und beschäftigt sich mit politischen Parteien. Im Gespräch mit Stefan Schett erklärt er politische Macht - was ist sie, wer hat sie und warum sind Machtwechsel in Österreich eigentlich so selten?
15. 08. 22
Tierethik & Veganismus - Erwin Lengauer
Erst kommt die Moral, dann kommt das Fressen?
Veganismus-Aktivist:innen bringen in der oft emotional geführten Debatte um Tierschutz und Tierrechte naturgemäß auch die Moral und Ethik ins Spiel. Ist es vertretbar, dass wir Tiere töten, um uns zu ernähren? Und welche tierethischen Argumente gibt es dafür?
Der Ethiker und Rechtsphilosoph Erwin Lengauer gibt im Gespräch mit Niko Alm einen Einblick in die gängigen Konzepte der Tierethik und versucht, einen wissenschaftlich fundierten, pragmatischen Zugang zum Thema Veganismus aus moralischer Perspektive aufzuzeigen. Dabei spricht er über komplexe Fragen der Mensch-Tier-Beziehung: Anhand welcher Kriterien wird entschieden, welche Tiere bzw. Lebewesen besonders schützenswert sind, wie plausibel sind diese Kriterien und wo wird die Grenze zum Personenstatus gezogen? Wie politisch ist Fleischkonsum? Und wie kann man durch politische Maßnahmen wie Tierschutzrechte negative Folgeeffekte - auch auf Seite der Menschen im Hinblick auf Umwelt und Klima - verhindern?
Erwin Lengauer ist Assistent an der Forschungsstelle für Ethik und Wissenschaft im Dialog (FEWD) am Institut für Philosophie der Universität Wien.
Weiterführende bzw. besprochene Literatur:
- Publikationen von Erwin Lengauer zum Thema
- Tom Regan „The Case for Animal Rights“ (University of California Press, 1983)
- Peter Singer „Animal Liberation“ (B&T, 1975)
01. 08. 22
Diskriminierungsmythen - Judith Sevinç Basad
Judith Sevinç Basad veröffentlichte 2021 „Schäm dich!“. Die deutsche Autorin und Journalistin (u. a. NZZ, Cicero, Salonkolumnisten) beschreibt in diesem, ihrem ersten Buch wie Aktivistinnen und Aktivisten für Gerechtigkeit und oft auch Selbstgerechtigkeit, die Welt für ihre Agenda in Unterdrücker und Unterdrückte einteilen. Sie bezieht dabei u. a. auf die Theorien von Robin DiAngelos "White Fragility". Im Gespräch mit Niko Alm kritisiert sie scharf, dass Zuschreibungen von Gruppenmerkmalen auf Individuen unter Ausblendung der persönlichen Lebensgeschichte, dazu angewendet werden, Menschen Demut und Sühne abzuverlangen.
Referenzen und weiterführende Literatur:
- Judith Sevinç Basad „Schäm dich“. Westend (2021)
- Robin DiAngelo „White Fragility“. Penguin (2019)
- Helen Joyce „Trans“. Simon & Schuster (2021)
- John McWhorter „The Language Hoax“. Oxford University Press (2014)
- John McWhorter „Woke Racism“. Penguin (2021)
22. 07. 22
Landwirtschaft verstehen - Timo Küntzle